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Auch Bands sind Fans – Die Musikdoku „American Valhalla“ von Iggy Pop und Josh Homme

Stell dir vor du bekommst eines Tages eine SMS, in der der Godfather of Punk aka Iggy Pop dir vorschlägt: „Hey, ich dachte, wir könnten vielleicht ein paar Sachen zusammen schreiben und sie dann aufnehmen.“ Das lässt keinen kalt, auch nicht einen, der selbst zur Rocklegende avanciert ist.

Die Nachricht, die Iggy Pop eigenen Angaben nach von seinem ziemlich analogen aufklappbaren Handy aus schickte, ging an keinen Geringeren als Joshua Homme, Frontmann der Queens of The Stone Age und Gitarrist bei den Eagles of Death Metal.

Eigentlich ist die Zusammenarbeit von Homme und Pop so naheliegend, dass gar nicht einleuchten will, warum das 2016 erschienene Album Post Pop Depression die erste Kollaboration der Beiden ist. Der Dokumentarfilm American Valhalla erzählt nun von diesem Gemeinschaftswerk. 2017 war er in den Kinos zu sehen, am 9. März 2018 erscheint die DVD.


Hör dir hier Post Pop Depression als Playlist an während du weiter liest:


Unter höchster Geheimhaltungsstufe ins Studio

Die Liebesgeschichte von Homme und Pop beginnt Jahrzehnte früher und ist erst einmal von gewisser Einseitigkeit geprägt. Iggy Pop ist ein Idol für den 26 Jahre jüngeren Homme, der mit 14 mit Klassenkameraden seine erste von Punk beeinflusste Heavy Metal Band gründet. Die Band wird mit jeder Namensänderung – von Katzenjammer über Sons of Kyuss zu Kyuss – größer und Homme schon in sehr frühem Alter selbst ein Star der Alternative Rockszene in Kalifornien.

Allerspätestens von Queens of The Stone Age, die Homme Mitte der 90er Jahre gründet und als deren Sänger, Songwriter und Gitarrist er fungiert, müsste Iggy Pop dann irgendwann auch Notiz genommen haben.

Nach Pops Initialanfrage schicken die Musiker sich ein Weilchen Textnachrichten und kleine Gedichte hin und her, eine wundervolle Art, sich besser kennen zu lernen, wie Homme erzählt. Um sich schließlich von Januar bis März 2015 unter höchster Geheimhaltungsstufe in Hommes eigenes Rancho de la Luna Studio in Joshua Tree zurückzuziehen und neun Songs aufzunehmen, an denen sie zuvor gemeinsam gearbeitet hatten.

Iggy Pop in der Hängematte und beim Tai-Chi

Die Dokumentation American Valhalla bietet die Gelegenheit, nicht nur der Entstehung eines Albums, sondern auch der Geburt einer inspirierenden Freundschaft beizuwohnen. Wir sehen das Klein-Klein des wochenlangen Austauschs von Ideenschnipseln, wir hören die unfertigen Gitarrenriffs und was Homme in seinem Tagebuch vermerkt, wir lesen, was an Briefen zwischen den Beiden hin- und hergeschickt wird.

Die Kamera von Andreas Neumann nimmt all dies auf und beobachtet, ohne zu kommentieren. Auf der zwischenmenschlichen Ebene erleben wir das Aufeinandertreffen und kreative Entfalten zweier Musiker, die völlig frei von narzisstischem Gebaren miteinander arbeiten können. Wir sehen einen Iggy Pop, der am liebsten in der Hängematte im Garten liegt, oder ein paar Tai-Chi-Simulationen übt.

Die Kamera läuft auch dann mit, als Pop vom Tod seinem langjährigen Freundes David Bowie erfährt und betroffen über das eigene Ende sinniert. Homme öffnet die Türen seines Studios und lässt die Zuschauer und Zuschauerinnen tief blicken, nicht nur, wenn er wortwörtlich immer wieder durchdringend in die Kameralinse schaut, auch wenn er aus seinem Tagebuch liest oder einen mit seinen wild gemusterten Hemden (die Motive variieren zwischen Robotern, Wölfen und Adlern) hypnotisiert. Selbstverständlich ist all dies gewollt, die Zuschauer und Zuschauerinnen sehen, was freiwillig preisgegeben wird. Hommes selbst ist neben Neumann für die Regie verantwortlich gewesen.



Arctic Monkey-Drummer vor Ehrfurcht erstarrt

Wirklich niedlich ist die Verehrung, die der Arctic Monkeys-Drummer Matt Helders den Beiden entgegen bringt. Obgleich ganz offiziell als Kollaborateur ins Studio eingeladen, scheint sich Helders innerlich ständig die Augen zu reiben, so verwundert ist er darüber, dass er in dieser Liga mitspielen darf.

Als Post Pop Depression im März 2016 erscheint, begleitet Neumann die Musiker auf Tour. Doch wie schon bei den Aufnahmen im Studio konzentriert sich die Kamera mehr auf den Backstage-Bereich, die Hinterbühne der großen Events, mit ihren Aufwärmübungen und Anfeuerungsritualen.

Auf die Tour folgt dann die große Depression. Die Energie ist verpufft, der Kreis von der ersten Idee über die zwischenmenschliche Annäherung zur Probe und Aufnahme und schließlich zur Tour hat sich geschlossen.

Da hilft nur, bald mal wieder eine freundliche SMS vom Klapphandy aus zu versenden.

American Valhalla, Eagle Rock Entertainment DVD & DIGITAL - VÖ: 9. MÄRZ 2018

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