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Foto: Universal Music

Die besten Hidden Tracks: „Lullabye“ von Fall Out Boy

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Sie sind das schönste Geschenk, das die 90er und 00er Jahre der Musikwelt bereitet haben: Hidden Tracks. Denn viele CDs und sogar einige Platten offenbaren erst beim Hören ungelistete Titel, die an andere Tracks angehangen wurden oder sich in parallelen Rillen verstecken. Doch nicht immer findet man die Titel am Ende eines Albums: Manchmal findet man mit etwas Geschick auch schon vor dem Start des Albums einen Überraschungssong, wie zum Beispiel bei Fall Out Boys viertem Studioalbum Folie À Deux

In der Pregap

Nachdem sich die Hidden Tracks in den 2000ern schon etwas stärker etabliert hatten, mussten sich Bands und Labels neue Kniffe überlegen, um ihr Publikum doch noch einmal zu überraschen. Dabei konnte man eine ganz besondere Eigenart der CD für sich nutzen. Denn bei der gibt es eine sogenannte Pregap, also einen kleinen Bereich vor dem ersten Titel einer CD, die dazu diente, Informationen zu verstecken, die vor allem für Computer relevant waren. In der Regel waren das nur einige wenige Sekunden und die Pregap wurde schon Mitte der 90er mit dem Windows-95-Betriebsupdate obsolet, doch trotzdem fanden mehrere Musiker:innen genau hierin die perfekte Spielwiese für kreative Ausflüchte und weiteten die Sekunden dieser Lücke aus, um ganze Titel darin zu platzieren. 

Wie funktioniert der Nulltrack?

Dabei ist dieses besondere Versteck sogar um einiges kniffliger, denn man muss die Titel gezielt suchen – und auch nicht jeder CD-Player hatte überhaupt die technischen Voraussetzungen, um die Pregap tatsächlich auszulesen. So musste man, um diese Songs zu hören, bei Track 1 rückwärts spulen, um in einen negativen Bereich, also zum Beipsiel zu -0:25 zu gelangen. Und während sich meistens nur kurze Notizen, Ansagen oder Radio-Mitschnitte, also Skits, hinter den sogenannten Nulltracks verborgen (Muse hatten beispielsweise auf Hullabaloo Soundtrack  ein von Tom Waits eingelesenes Gedicht an dieser Stelle versteckt), gibt es einige Ausnahmen, die es geschafft haben, einen ganzen Song in die Pregap zu schmuggeln. Einer davon ist Fall Out Boys Lullabye. Er befindet sich auf dem Album Folie À Deux (2008), dem vierten Studioalbum der Alternative-Rock-Band. 

Song und Album wurden mit Produzent Neal Avron (Weezer, You Me At Six, New Found Glory) im Studio erarbeitet und waren ein erster Schritt weg von dem klaren Emo-Sound, der die vorherigen Alben dominierte. Mit vielen Kollaborationen stach Folie À Deux hervor und so liest sich die Feature-Liste wie das Line-up des When We Were Young-Festivals: Es finden sich Vocals von Panic! At The Disco-Frontman Brandon Urie, Pharrell Williams und Aufnahmen mit Elvis Costello. Die Songs kombinieren diverse Klangvorbilder miteinander, die von Pianoballaden à la Elton John bis hin zu jazzgetriebenen Gitarrenläufen reichen. Entgegen dieses großangelegten Soundfeuerwerks ist der Hidden Track Lullabye besonders reduziert und kommt in Form des Schlafliedes.

Ein Schlaflied für das Baby von Wentz und Simpson

Bassist Pete Wentz, der für fast alle Lyrics der Fall Out Boys verantwortlich ist, hat den Song für seinen Sohn Bronx Mowgli geschrieben, der zur Veröffentlichung erst wenige Monate alt war. Einem Interview zufolge haben Wentz und seine damalige Frau, Popstar Ashley Simpson, ihrem Sohn in diesen ersten Wochen oft Bob Dylan und Sinatra vorgespielt, um ihn zum Einschlafen zu bringen. Und so hat auch Lullabye eine leichte Dylan-Note. Der Titel erklärt dem Kind, dass das Leben eine Achterbahnfahrt ist und nicht immer alles so läuft, wie man es sich wünscht oder vorstellt – und trotzdem wird noch immer alles gut. Die erste Zeile „Honey is for bees, silly bear“ hat der Bassist sogar auf seinem Arm tätowiert. Eingesungen und gespielt wurde diese kleine Akustiknummer aber trotzdem von Fall Out Boy-Gitarrist und -Sänger Patrick Stump. 

Weitere Pregap-Songs

Doch nicht nur Fall Out Boy haben die Pregap bespielt. Die Liste ist ziemlich lang, doch es fällt auf, dass zum einen deutlich weniger richtige Songs in dieser Lücke versteckt wurden und zum anderen, dass weniger dieser Hidden Tracks auf den Streamingplattformen gelandet sind als solche, die etwas leichter zu finden waren. Bloc Partys Hit-Album Silent Alarm enthielt beispielsweise ein langes instrumentales Intro namens Every Time Is the Last Time , das wie eine Art Ouvertüre Motive anderer Titel aufgreift. Während die Band auch im digitalen Streamingzeitalter den Song als kleines Extra für alle CD-Inhaber:innen behielte, haben Blur ihren Nulltrack auf Spotify eingestellt: Der Hidden Track Me, White Noise, der einst das Album Think Tank (2003) eröffnete, ist nun auf der Special Edition des Albums ganz regulär zu finden. 

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