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Foto: Eric Ryan Anderson

Jelly Roll: Vom Drogendealer zum gehypten Country-Rapper

Jelly Roll hat einen turbulenten Weg hinter sich: Eine kriminelle Vergangenheit führte ihn zur Musik, die Drogensucht und Depressionen thematisiert – mit seiner eigenen Mischung aus Country und Hip-Hop.

„Es ist irgendwie poetisch, wenn ein 39-Jähriger den Preis für ‘New Artist of the Year’ gewinnt“, sagte Jelly Roll selbst in seiner Rede bei den Country Music Awards 2023. Und es stimmt: Ein wirklicher Newcomer ist Jason DeFord alias Jelly Roll nicht. Schon seit zwanzig Jahren schwirrt Musik von ihm umher, zahlreiche Mixtapes und Studioalben. Vereinzelte Erfolge konnte er damit auch verbuchen, den großen Durchbruch erlangte der Musiker aber erst 2020 durch eine Akustik-Version seines Songs Save Me.

Was daran sowohl Fans als auch Label Executives aufhorchen ließ, war der plötzlich deutlich werdende Country-Einfluss. Denn DeFord begann vor allem mit Southern Hip-Hop, ein Sound, der ihn bereits in seiner Jugend in Tennessee begleitete. Mit der Zeit wurde aber immer klarer, dass sich seine raue Stimme sowie seine ehrlichen Texte hervorragend für Country eignen. Denn Jelly Roll hat einige Geschichten zu erzählen: Schon als Jugendlicher begann er, Drogen zu verkaufen und andere Straftaten wie Diebstahl zu begehen, landete dafür vierzigmal im Gefängnis. Damals begann er allerdings auch mit den ersten Rap-Mixtapes, die er als Dealer seinen Kund:innen mitgab.

Diese kriminelle Drogendealer-Persönlichkeit hat natürlich in vielen Ecken des Hip-Hop-Genres Tradition. Aber Jelly prahlt irgendwann nicht mehr damit, er zeigt nun Perspektiven voller Reue und Selbstreflexion. Seine Stories über Struggles mit Sucht, mentaler Gesundheit, mit den schlechtesten, eventuell sogar kriminellen Seiten an einem selbst, passen ebenso gut zu Country-Musik – man denke nur an Johnny Cash.

Sein ursprünglicher Hip-Hop-Einfluss ist dennoch stets hörbar, die Produktion klingt modern und Jelly Roll zeigt sich als Künstler, der sich nicht gerne auf eine klare Genre-Seite stellt. Deswegen wird er in den letzten Jahren zum gern gesehenen Gast bei verschiedensten Künstler:innen. Man werfe allein mal einen Blick auf die obersten vier Songs an, die auf Spotify unter seinen aktuell beliebtesten gelistet sind: Features bei Machine Gun Kelly, Post Malone, Jessie Murph und Eminem.

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Windschutzscheibe vs. Rückspiegel

Trotz seiner schweren Themen steht Jelly Roll nicht der Sinn danach, Trübsal zu blasen; ihm ist wichtig, mit seiner Musik Optimismus und Mut zur Veränderung zu transportieren. In seiner bereits zu Beginn zitierten Rede von den Country Music Awards gab er uns mit auf den Weg, immer nach vorne zu schauen: „Ich will euch sagen, dass die Windschutzscheibe größer als der Rückspiegel ist!“

DeFord nutzt seine Plattform auch, um aktiv etwas zu verändern. Anfang dieses Jahres sprach er sich vor dem Kongress der Vereinigten Staaten öffentlich für ein Anti-Fentanyl-Gesetz aus. Dieses soll durch finanzielle Sanktionen gegen Drogenhändler:innen das große Fentanyl-Problem eindämmen, das aktuell insbesondere in den USA vorherrscht.

Der Musiker weiß, dass er selbst lange ein Teil dieses Problems war: „Ich habe meine Gemeinschaft zerstört. Ich habe Menschen verletzt. Ich war der ungebildete Mann in der Küche, der Apotheker spielte; mit Drogen, über die ich gar nichts wusste, genauso wie diese Drogendealer es jetzt tun, wenn sie jede Droge auf dem Markt mit Fentanyl mischen. Und sie bringen die Leute um, die wir lieben“, gab er bei seiner Aussage vor dem Kongress zu. Weiterhin sagte er, die US-amerikanische Gesellschaft ginge mit Drogenabhängigen meist so um, dass sie ihnen nicht helfe, sondern sie an den Pranger stelle.

Schönheit in den Rissen

Mit seinem frisch erschienenen Album Beautifully Broken will er daher auch Gutes tun: Gewinne aus den Vorbestellungen des Albums in seinem U.S. Online-Store gehen an Organisationen, die Menschen, die Probleme mit mentaler Gesundheit, Sucht oder eine Vergangenheit im Militär haben, helfen.

Der Titel des Albums ist auch im Artwork reflektiert: Auf dem Cover sieht man einen Totenkopf, der eine Krone trägt; beide weisen starke Risse auf, die aber von Gold durchzogen sind. Das kann man so interpretieren, dass auch ein totgeglaubter Mensch, der alles verloren hat, als König:in zurückkehren kann. Dabei sind die Risse unsere vermeintlichen Fehler, unsere Schwächen genauso wie unsere Traumata, die uns doch zu denen machen, die wir sind – Beautifully Broken.

Diese Erklärung lässt sich zumindest herauslesen, wenn man Jelly Roll über das Album reden hört: Auf die Frage hin, was die Botschaft des Albums sei, antwortete er der US-amerikanischen Nachrichtensendung Sunday Today gegenüber: „Erlösung und Hoffnung sind, wo es alles hinführt. Wir sind alle innerlich ein wenig zerbrochen. Ich denke, wenn wir ehrlicher und verletzlicher damit wären, wie wir uns fühlen, könnte das mehr Konversationen schaffen, um voranzukommen.“

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