„Monster Mash“: Die erstaunliche Geschichte hinter dem ultimativen Halloween-Song
popkultur29.10.25
Wie aus einem populären Tanz der Sechziger einer der legendärsten Halloween-Hits aller Zeiten wurde, der jedes Jahr eine gute Million an Tantiemen einbringt: Das ist die erstaunliche Geschichte von Monster Mash.
Alle, die den Film About A Boy kennen, haben sich sicherlich schon mal gewünscht, genau wie Hugh Grant im Film einen Vater zu haben, dessen erfolgreicher Weihnachtssong bis heute die Taschen mit Tantiemen vollmacht. Das gibt es aber eben nicht nur im lukrativen Weihnachtsbusiness: Ende August 1962 veröffentlicht Bobby „Boris“ Pickett mit einer unbekannten Band namens The Crypt-Kickers einen Song namens Monster Mash. Und landet damit einen sprichwörtlich einzigartigen Erfolg: Halloween und Monster Mash gehören seit damals zusammen wie Weihnachten und White Christmas. Jahr für Jahr kriecht der Song aus den Schatten, um Playlists und Partys heimzusuchen. Das tut er aber eben nicht mit der enervierenden Grausamkeit eines Last Christmas, sondern mit Verve und Swagger. Hier kommt die Geschichte hinter Bobby Picketts größtem (und einzigem) Hit.
Boris Karloff um Geiste
Alles beginnt da, wo so viele amerikanische Geschichten beginnen: im Kino. Bobby Pickett kommt 1938 in Massachusetts zur Welt. Schon in seiner Kindheit erliegt er dem gruseligen Bann des Horrorfilms, weil sein Vater der Kinobetreiber im amerikanischen Postkartenstädtchen Somerville war. Pickett inhaliert die legendären Universal-Horrorfilme der Dreißiger und Vierziger, macht sich unter Kumpels einen Namen als talentierter Imitator von Kultfiguren wie Boris Karloff. Das bringt ihm schnell seinen Spitznamen ein – Bobby „Boris“ Pickett.
Monster Mash im Circle Store:
Als er eines Abends in seiner Rolle als Sänger einer lokalen Swing-Band mal den großen Boris Karloff sehr zur Freude des Publikums imitiert, hat sein Bandkollege Lenny Capizzi eine Idee: Warum nicht mal einen Rock’n’Roll-Song mit Gruselthema aufnehmen? Dann geht alles ganz schnell: Im Handumdrehen ist Monster Mash komponiert, eine Rock’n’Roll-Nummer über die Kreatur eines verrückten Wissenschaftlers, die vom Twist, aber vor allem vom damaligen „Mashed Potato“-Tanzhype inspiriert ist – dem Ketchup Song der frühen Sechziger.
Auch die Beatles schauen sich was ab
Dazu gibt es jede Menge gruselige Soundeffekte: Das Geräusch eines sich öffnenden Sarges wird durch einen rostigen Nagel imitiert, der aus einem Brett gezogen wird. Das Geräusch eines blubbernden Kessels wird durch Wasser simuliert, das durch einen Strohhalm geblubbert wurde (die Beatles sollten später in ihrem Hit Yellow Submarine dasselbe tun) und die rasselnden Ketten sind einfach Ketten, die auf einen Kachelboden fielen. Grandios. Und mit perfektem Timing: Horror ist in den frühen Sechzigern ein riesiges Thema in den USA, Spielfiguren von Frankenstein oder Dracula sind Verkaufsschlager, es gibt Sammelkarten, Poster, Brotdosen und vieles mehr, auf denen berühmte Filmmonster abgebildet sind.
Das ganze Land tanzt den Monster Mash
Gary S. Paxton, Johnny MacRae, Rickie Page und Terry Berg sind als The Crypt-Kickers mit dabei und schreiben bei den Aufnahmen im Mai 1962 unwissend Musikgeschichte. Denn obwohl die großen Labels anfangs nichts von diesem morbiden Spaß wissen wollen, wir der Song nach Erscheinen schnell zum riesigen Erfolg: Kurz vor Halloween steht der Monster Mash auf Platz eins der US-Charts, das ganze Land tanzt dazu. Und der Erfolg, der hört nicht auf: Jährlich steigt die Nummer wieder in die Charts ein, 2021 sogar auf Platz 37. Stand 2023 kommen jedes Jahr eine Million US-Dollar an Tantiemen zusammen. Das ist sehr viel Süßes und gar nichts Saures.
Heute liebt den Song ganz Amerika. Und weite Teile der Welt dazu, seit das amerikanisierte Kürbisfest seinen Eroberungsfeldzug zurück nach Europa angetreten hat. „Monster Mash ist die Nationalhymne von Halloween“ geworden, sagt Stuart Hersch, Picketts ehemaliger Manager. Und er muss es wissen: Er war lang im Besitz der Masterbänder zu Monster Mash. Lange Zeit sah Pickett allerdings keinen Cent in Sachen Tantiemen. Erst 1993 nahm er auf Anraten seines Managers eine perfekte Kopie des Originals auf, um in erster Linie das Vermächtnis des Songs zu ehren. Und in zweiter Linie natürlich den einen oder anderen Dollar einzunehmen.
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Selbst die Beach Boys spielen mit
Obwohl es danach mit Monster’s Holiday noch einen vorhersehbaren Nachfolger gibt, ist die Erfolgsgeschichte des Bobby Pickett da schon wieder zu Ende. Was bleibt, ist ein Stück Americana, ein Kulturgut, das jedes Jahr im Oktober wieder vom Dachboden geholt wird. Dabei dürften die wenigsten wissen, wer Pickett eigentlich war. Dass er eigentlich Schauspieler werden wollte. Oder die allererste Live-Darbietung seines einzigen Hits mit den damals völlig unbekannten Beach Boys stattfand (Beweisfoto).