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Foto: Sascha Rebrikov

RGB im Interview: „Es gibt nie endgültige Antworten“

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Mit Impulsiv veröffentlichte der Berliner Sänger und Songschreiber RGB vor Kurzem seine Debüt-EP. Wir trafen den Musiker zum Gespräch.

Dekonstruierte Beats, tolle Hooks, viel Atmosphäre – und über allem urbanes Lebensgefühl und Storytelling: Mit der Songsammlung Impulsiv macht RGB eine ordentliche Ansage. „Die EP erzählt eine zusammenhängende Geschichte. Es ist ein Storytelling-Album, bei dem alle Songs miteinander verbunden sind, ergänzt durch Skizzen. Man könnte sagen, dass es sich von Song zu Song immer mehr zu einer Art Hörbuch entwickelt“, erzählt er in unserem Interview. Und macht auch gleich klar, worum es geht: nämlich das Leben in Berlin – und zwar „speziell um Menschen, die manchmal nicht wissen, wann es besser wäre, nach Hause zu gehen. Gleichzeitig spielen Beziehungen, die Verbindung zu sich selbst und die Suche nach der eigenen Identität eine große Rolle“, so der Musiker. Dabei setzt RGB ganz auf eigene Erfahrungen. Fans kennen einige der Stücke bereits – denn Impulsiv ist eine Mischung aus alten und neuen Stücken.

RGB über seinen Songwritingprozess

Wie sein Songwriting-Prozess aussieht, wollen wir von ihm wissen. Der sei relativ chaotisch, meint er – und wird nachdenklich. „Meistens fängt alles damit an, dass ich Dinge erlebe – das ist quasi der Ursprung. Wir erleben ja ständig irgendetwas, aber für ein Album muss man das auf eine halbe Stunde komprimieren, was gar nicht so leicht ist.“ Ist die ursprüngliche Idee da, macht er sich auf die Suche nach „Schlüsselpunkten“ – Momenten oder Themen, die dem Ganzen einen roten Faden geben. „Der nächste Schritt ist, diese Schlüsselmomente in verständliche, einzelne Situationen zu übersetzen, die dann die Gesamtgeschichte repräsentieren.“ Dann geht RGB ins Detail: „In meinem Fall gibt es mehrere Charaktere, und es ist spannend, all diese Elemente zu verbinden. Erst wenn ich diese ganze Story, die Punkte und die Zusammenhänge im Kopf habe, fange ich an, Musik zu machen. Bei mir läuft das also genau andersherum als bei vielen anderen Künstlern, die zuerst Songs schreiben und dann schauen, wie sie zusammenpassen. Ich gehe erst die Themen und die Story durch und baue dann darauf die Musik.“

Das klingt alles minutiös durchdacht, aber Spontanität hat genauso ihren Platz im Schaffen. Einem Nachdenkprozess, der sich oft über mehrere Wochen hinzieht, folgt ein impulsives kreatives Arbeiten. Oft schreibt er den Text in einem Zug runter, alles geht schnell.

Reue als Inspirationsquelle

Aber was inspiriert RGB eigentlich? Die Antwort ist durchaus überraschend. „Lustigerweise ist es meine Auseinandersetzung mit Reue und Scham. Das sind Dinge, die mich schon mein Leben lang begleiten“, erzählt er ganz offen und ergänzt: „Wenn ich auf die Vergangenheit zurückblicke, sehe ich die Situationen meistens negativ. Das ist natürlich blöd, aber es ist in meinem Kopf eben so eingebrannt. Es ist, als würde ich mit dem Finger auf mich selbst zeigen.“

Zusätzlich zur EP hat RGB auch einen Kurzfilm gedreht. Das hatte einen einfachen Grund: Er hatte beim Schreiben der EP ständig Bilder im Kopf. „Es wäre einfach schade gewesen, diese Bilder nicht auch visuell umzusetzen.“ Die Bilder handeln von multiplen Charakteren, Alter Egos, die alle unter seinem Namen laufen. „Jedes Alter Ego hat ein eigenes Thema, einen eigenen Sound und einen eigenen Stil. Dadurch kann ich mich vielseitig ausdrücken, ohne die Hörer zu verwirren. Wenn man einen bestimmten Charakter sieht, weiß man, was man erwarten kann“, erklärt er.

#Angststörung

Im Kurzfilm verwendet er auch einen besonderen Hashtag – #Angststörung. Darauf angesprochen, zeigt er sich ganz offen: „Angststörungen sind in meinem Leben ein großes Thema. Ich habe mich intensiv damit auseinandergesetzt, aber es gibt nie wirklich endgültige Antworten.“ Jede Erkenntnis, philosophiert er, werfe neue Fragen auf. Die Sache mit der mentalen Gesundheit sei wie Klavierspielen: Man kenne sich nach 20 Jahren schon ganz gut damit aus, aber es gibt stets Lernpotenzial.

Übrigens: Fans dürfen sich auf eine Fortsetzung der EP freuen. „Meine erste EP ist wie Staffel 1 einer längeren Geschichte – und die wird noch weitererzählt werden!“

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