In Zeiten, in denen Produzenten ihr gesamtes Studio in Form eines klappbaren Computers mit sich durch die Weltgeschichte dabei haben, ist kaum vorstellbar, dass elektronische Musikinstrumente mal Mangelware gewesen sein sollen. Robert Moog schaffte diesem Umstand Anfang der 1960er Jahre mit der Erfindung des Synthesizers Abhilfe.
Spürt dem Einsatz des Synthesizers auf Abbey Road von den Beatles nach:
Dabei beginnt die Erfolgsgeschichte von Robert Moog, der 1934 in Flushing im US-Bundeststaat New York geboren wird, mit einem ganz anderen Instrument: dem Theremin. Ursprünglich vom Russen Lew Termen entwickelt, wird auch der Elektroingenieur Robert Moog Ende der 40er Jahre auf das berührungsfrei gespielte Instrument aufmerksam. Mook hat Physik und Elektrotechnik studiert, aber ist stets auch am Musikmachen interessiert. Als er das Themerin entdeckt, schreibt er für eine Fachzeitschrift einen Artikel und bietet bald darauf erste Bausätze an, ehe er 1954 gemeinsam mit seinem Vater mit dem serienmäßigen Bau von Thereminen beginnt.
Zehn Jahre später trifft Robert Moog bei einer Schulmusikmesse auf den Avantgardekomponisten Herbert Deutsch, der sich als einer der ersten Künstler überhaupt mit der elektronischen Bearbeitung von Klängen versucht. Zur damaligen Zeit bedeutet das eine zeitaufwendige Frickelei, bei der die Töne zwar elektronisch modifiziert werden, anschließend aber nur über das erneute Überspielen der Bänder weiterverarbeitet werden konnten. Folglich sucht Deutsch nach einer einfacheren, schnelleren Methode – und Moog versteht ihn sofort.
Noch im gleichen Jahr erarbeiten die beiden daraufhin den ersten Moog-Synthesizer, wobei sie die Elektronenröhre durch einen Transistor ersetzen und so ein handlicheres Gerät als alle vorigen Entwürfe eines elektronisches Musikinstrumentes schaffen. Der Synthesizer ist dennoch so groß wie eine Schrankwand, auf der unzählige, Transistoren, Filter, Oszillatoren und Verstärker befestigt sind. Das Besondere: Die Tastatur - Klänge werden jetzt nicht mehr durch ständige, kaum nachvollziehbare Neuverkabelung, sondern das Spielen einer Klaviatur erzeugt. Die Geräusche, die durch unterschiedlich modifizierte elektrische Schwingungen entstehen, hat noch niemand je zuvor vernommen. Sie klingen anders und nach Zukunft – passend zum gerade beginnenden Raumfahrtzeitalter.
Herbert Deutsch nutzt das Gerät kurz darauf für ein erstes Live-Konzert mit dem New York Improvisation Quartet, parallel dazu baut Moog mit dem Komponisten Max Brand das Moogtonium, vier Jahre später interpretiert Walter Carlos auf dem Album Switched-On Bach die Musik des Komponisten Johann Sebastian Bach mit Hilfe des Moog-Synthesizers auf so neuartige Weise, dass sich das Album fast drei Jahre auf Platz 1 der Billboard-Klassik-Charts hielt. Noch im gleichen Jahr nutzt auch Beatle George Harrison den Moog für sein Album Electronic Sound, wenig später vernimmt man den Synthesizer auch den Stücken Because und Here Comes The Sun der Platte Abbey Road seiner Band.
Foto: Kazuhisa OTSUBO from Tokyo, Japan [CC BY 2.0], via Wikimedia CommonsRobert Moog gründet das Unternehmen Moog Music und bringt in den 70er Jahren auch die kompaktere und tragbare Version des Synthesizers, den Minimoog, auf den Markt, der daraufhin in ziemlich jedem Studiokomplex in dem zu dieser Zeit Pop- oder Rockmusik komponiert wird zu finden ist. Der Moog wird zum Synonym für den Synthesizer. Chick Corea, Yes, Stevie Wonder, Manfred Mann oder Pink Floyd und allen voran Kraftwerk setzen auf die neuartigen und technisch anmutenden, ja, futuristischen Sounds. Auch auf dem Soundtrack zu Stanley Kubricks A Clockwork Orange vernimmt man 1971 den charakteristischen Klang des Moog.
Mit dem Einzug der Digitalität in die Musikproduktion werden die Synthesizer in den 80er Jahren von digitalen Klangerzeugern verdrängt. Plötzlich ist es nicht mehr nur möglich, bestimmte elektrische Töne zu erzeugen, sondern auch bis dahin nur analog verfügbare Instrumente zu simulieren. Erst in den 90er Jahren gibt es vor allem in der Techno- und Acid-House-Szene ein Revival des Synthesizers. Auch in den Jahren danach setzen Musiker im Angesicht der Wärme analoger Instrumente wieder verstärkt auf den Klang des Moog, dessen Erfinder sich bis zu seinem Tod im Jahr 2005 nicht als derjenige »Vater des Synthesizers« sah, als der er oft bezeichnet wurde.
„Alles, was Töne von sich gibt und mit Schaltern verändert werden kann, ist ein Synthesizer. Ein Instrument, das du einschaltest und spielst, wie das Theremin, ist kein Synthesizer. Aber wenn du dies und das einstellen kannst, hier ein Patchkabel legen kannst, dort ein anderes, und damit den Klang in seiner Qualität in neue Bereiche führst, dann hast du einen Synthesizer. Und da gab es viele Geräte vor meinen“, hat Robert Moog einmal gesagt.
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