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Ian Dickson/Redferns

Zeitsprung: Am 21.8.1980 haut Bill Ward (Black Sabbath) einfach ab.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 21.8.1980.

von Christof Leim

Irgendwann wird alles zu viel: die Sauferei, die Drogen, die ständigen Touren, der Neustart mit anderem Sänger. Bei Black-Sabbath-Drummer Bill Ward brennen deshalb am 21. August 1980 die Sicherungen durch…

Hier könnt ihr euch Heaven & Hell anhören:

Black Sabbath haben ein wildes Jahrzehnt hinter sich, als sie in die Achtziger starten. Enthaltsam lebte und lebt damals keiner der vier Jungs aus Birmingham, doch ihren Sänger Ozzy Osbourne  müssen sie 1979 rauswerfen, weil sein Drogenkonsum völlig aus dem Ruder läuft und es im Studio keinen Millimeter voran geht. Doch die „Sabb Four“ finden in Ronnie James Dio von Rainbow einen veritablen Sangesgott und schlagen mit dem grandiosen Album Heaven & Hell (1980) ein neues Kapitel auf. Natürlich geht es anschließend umgehend wieder auf Tour: Die erste Show mit Dio findet lustigerweise im ostfriesischen Aurich statt und provoziert herrlich vernichtende Kritiken in der unvorbereiteten Lokalpresse, der Rest der Welt folgt.

Dabei geht es Drummer Bill Ward allerdings gar nicht gut. Er säuft wie ein Loch, mehr noch als früher, und auch sonstige Drogen in schluck-, rauch- oder schnupfbarer Form gehören zum Tagesgeschäft. Dummerweise trinkt der Mann mittlerweile sogar bei Gigs, was er früher nie getan hatte, wie Gitarrist Tony Iommi in seiner Autobiografie Iron Man erzählt. Es gibt sogar Berichte darüber, dass Bill nach den Konzerten dem Pressebetreuer der Band lange und ausschweifende Traktate zu seiner abendlichen Performance diktiert, die dieser umgehend an die Nachrichtenkanäle verteilen soll. 

Das kann nicht gut gehen, und über lange Distanz schon gar nicht. Ward, der sich nach eigenen Aussagen bereits an die Aufnahmen zu Heaven & Hell nicht erinnern kann, leidet an Panikattacken und verhält sich zusehends aggressiv und wütend. Jahre später gesteht er selbst in einem Interview: „Alkohol war zu diesem Zeitpunkt wichtiger als Black Sabbath, als unser Publikum, als meine Familie, wichtiger als alles, mich eingeschlossen. Ozzy fehlte mir sehr, und damit konnte ich nicht richtig umgehen, weil ich immer so besoffen war. Außerdem hatte ich meine Mutter verloren und fühlte mich erdrückt von einem Gefühl des Verlustes.“

Zum Knall kommt es am 21. August 1980, als Black Sabbath in Denver, Colorado auftreten sollen. Doch Bill Ward verschwindet einfach. „Er hat sich komplett abgeschossen“, schreibt Iommi, „stieg in seinen Bus, sein Bruder Jim am Steuer, und ist einfach abgehauen. Er hat sich nicht verabschiedet, nichts. Ich habe viel mit Bill geredet, aber das hat mich geschockt und überrascht.“ Damit kann die Band den ausverkauften Gig natürlich erstmal vergessen, fünf weitere Shows fallen aus. Als sie ihren verlorenen Drummer endlich an die Strippe kriegen, lässt der durchblicken, dass er schlicht die Nase voll vom Leben auf Tour hat. Vor allem die Tatsache, dass Black Sabbath sich mit neuem Sänger noch einmal beweisen müssen, zieht Ward gehörig runter.

Somit verliert die Gruppe innerhalb von gut einem Jahr das zweite Gründungsmitglied, nur noch Geezer Butler und Tony Iommi sind an Bord. Glücklicherweise findet sich in Vinny Appice, dem kleinen Bruder von Trommellegende Carmine Appice, schnell ein fähiger Ersatzmann, der sich in wenigen Tagen einarbeitet und am 31. August 1980 seinen Einstand bei einem großen Open Air im Aloha Stadium in Honolulu, Hawaii bestreitet.

Black Sabbath 1981 mit neuem Drummer Vinny Appice (2.v.r.) - Pic: Promo/Iommi.com

Appice trommelt auch auf dem folgenden Album Mob Rules (1981) und dem Konzertmitschnitt Live Evil (1982). Danach geht es drunter und drüber: Für die Aufnahmen zu Born Again (1983), dem einzigen Sabbath-Album mit Ian Gillan am Gesang, kehrt Bill Ward nochmal kurz zurück, doch schon vor der anstehenden Tour nimmt er wieder seinen Hut. Mit Black Sabbath auf die Bühne geht Ward erst wieder, genau wie sein alter Kumpel Ozzy, am 13. Juli 1985 bei Live Aid in Philadelphia.

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