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So kannst du beschädigte Platten retten

So toll LPs auch klingen – unverwüstlich sind sie definitiv nicht. Vinyl ist empfindlich, etwa gegen Hitze, Druck und Feuchtigkeit. Aber auch gegen unsere eigenen Schlampigkeiten. Denn es braucht nur eine unachtsame Lagerung, ein falsch justiertes Tonabnehmersystem oder den klassischen Sommer im Auto, und schon klingt aus der Lieblingsplatte plötzlich ein verzerrter, springender Albtraum.

Doch was tun mit welligen, zerkratzten oder beschädigten LPs? Wegwerfen? Moment. Denn vieles lässt sich unter Umständen noch retten.

Verzogenes und welliges Vinyl: Was tun?

Beginnen wir mit einem Klassiker unter den Vinyl-Problemen: wellige oder verzogene Platten. Die Ursache ist fast immer dieselbe – oder eine unglückliche Mischung aus mehreren: Hitze, Feuchtigkeit und zu viel Druck. Deshalb gilt ganz klar: LPs niemals in der Sonne stapeln. Wer im Hochsommer einen ganzen Turm Schallplatten irgendwo in der Sonne abstellt, riskiert bleibende Verformungen. Und ja, das gilt auch für die Lieblingsplatten, die „nur kurz“ auf dem Rücksitz im Auto liegen sollten. Wissen wir. Passiert trotzdem.

Wenn du also eine wellige LP aus der Hülle ziehst, ist das zwar ärgerlich – aber vielleicht noch kein Grund zur Panik. Ob sich die Platte retten lässt, hängt davon ab, wie stark sie sich verzogen hat. Leichte Wellen sind oft behebbar. Starke Dellen oder wellenförmige Verformungen über die ganze Fläche sind ein anderes Kaliber. Da wird es unter Umständen schwierig – selbst mit professionellem Equipment. Aber bevor du die Nadel kapitulieren lässt: Es gibt Methoden, mit denen sich das Vinyl zumindest teilweise wieder glätten lässt.

Lösung 1: Der Schallplattenbügler

Die sicherste Methode ist auch die teuerste: Ein professioneller Schallplattenbügler wie der „Flatten it“ von Pro-Ject arbeitet mit exakt regulierter Temperatur und konstantem Druck. Die Platte wird zwischen zwei Metallplatten erhitzt – behutsam, langsam, präzise. Dadurch kann sich das Vinyl neu ausrichten, ohne dass die empfindlichen Rillen Schaden nehmen.

Mit rund 800 Euro ist das Gerät durchaus kostspielig. Für DJs, Sammler:innen und alle, die regelmäßig mit Second-Hand-Vinyl zu tun haben, kann sich diese Investition aber durchaus lohnen.

Lösung 2: DIY im Ofen – mit sehr viel Vorsicht

Kommen wir zu einer kontroversen DIY-Methode: der sogenannte Glasplatten-Trick. Den findet man oft vieldiskutiert in Vinyl-Foren. Manche machen’s, manche raten davon ab. Der Vollständigkeit halber wollen wir ihn aber hier mal erklären. Du brauchst zwei hitzebeständige, glatte Glasplatten, einen Backofen – und definitiv auch starke Nerven. Die LP wird zwischen die Glasplatten gelegt und bei 50 bis maximal 60 Grad für 20 bis 30 Minuten im Ofen erhitzt. Danach langsam abkühlen lassen – am besten im ausgeschalteten Ofen bei geschlossener Tür.

Klingt einfach? Ist es aber ganz sicher nicht. Wer hier zu heiß, zu lange oder zu ungleichmäßig arbeitet, riskiert irreparable Schäden. Die Gefahr: Nicht nur die Wellen verschwinden – sondern auch die Musik. Diese Methode also nur anwenden, wenn man es wirklich will und der emotionale Verlust überschaubar ist.

Kratzer auf der Platte – und jetzt?

Der Endgegner der Langspielplatte ist aber immer noch der Kratzer. Während sich Wellen im besten Fall ausbügeln lassen, sind Kratzer oft endgültig. Das heißt aber nicht, dass man sofort aufgeben muss. Viele sichtbare Kratzer beeinträchtigen den Klang kaum – vor allem, wenn sie quer zur Laufrichtung verlaufen. Sieht nicht schön aus, macht dem Klang aber nichts. Was hingegen wirklich problematisch ist: tiefe Rillenverletzungen, die zum Springen oder Hängenbleiben der LP führen.

Bevor man die Platte jetzt aber wütend in den Müll wirft, sollte man sie vorher mal gründlich reinigen – mit einer Plattenwaschmaschine oder antistatischen Bürsten. Viele Knackser sind in Wirklichkeit nämlich schlicht Staub, Schmutz oder Rückstände. Wenn das nichts hilft, bleibt nur die digitale Rettung: Überspielen, Bearbeiten, Ersetzen.

So beugst du Schäden vor:

Der einfachste Weg, beschädigte Platten zu vermeiden, ist Achtsamkeit und gute Pflege. Dazu gehört:

  • LPs immer aufrecht lagern 
  • Innenhüllen verwenden, um Abrieb zu vermeiden
  • Platten und Nadel regelmäßig reinigen 
  • den Plattenspieler korrekt justieren 

Denn auch wenn es manchmal Reparaturmöglichkeiten gibt – Vinyl ist am Ende ein sensibles Medium. Und jede Platte, die nicht beschädigt wird, ist eine, die nicht gerettet werden muss.

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