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Foto: Eddy Chen

„Beauty Behind The Madness“: The Weeknds düsterer Durchbruch

Die Karriere von The Weeknd aus Toronto begann mit kostenlosen Mixtapes im Netz. 2015 folgte der globale Durchbruch – mit seinem zweiten Album Beauty Behind The Madness. Kein Wunder: Selten brachte ein:e Künstler:in Licht und Schatten so nah zueinander, ohne dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

The Weeknd im Circle Store

Poppige Sounds, düstere Texte: Kaum ein:e Musiker:in verbindet diese zwei Welten so gekonnt miteinander wie der Kanadier Abel Makkonen Tesfaye alias The Weeknd. Während die R&B-lastige und tanzbare Musik auf seinen Platten nach intensiven Clubpartys klingt, beschäftigt er sich inhaltlich mit Drogeneskapaden, bedeutungslosem Sex und dem Gefühl am Morgen danach, also quasi mit der Kehrseite des ausschweifenden Nachtlebens, die er durchaus autobiografisch zu beurteilen weiß. Mit Beauty Behind The Madness erschien am 28. August 2015 das zweite Album des Künstlers aus Toronto, das ihn über den bereits geebneten Weg in Richtung Pop-Olymp geleitete – und schließlich in neue Sphären des Erfolgs katapultierte.

Beauty Behind The Madness: The Weeknds Faszination für die Düsternis

„When I’m fucked up, that’s the real me“, singt The Weeknd in The Hills. Man glaubt es ihm sofort, denn mit einer unglaublichen Treffsicherheit beschreibt er, wie es sich anfühlt, nachts verloren zu gehen – tatsächlich, aber vor allem mental. Wie es sich anfühlt, wenn der Rausch vorbei ist und das Licht der Straßenlaterne die einzige Helligkeit im Leben zu sein scheint. Den Absturz und die Leere nach einem Höhenflug, wenn die Realität wieder zuschlägt. Es sind die Ursprünge von The Weeknd – das, was seine Musik im Kern ausmacht und womit er schon vor seinem großen Durchbruch Kultstatus erreichte, zumindest in seiner Fangemeinde. 

„Kommerzieller Erfolg war mir früher nicht wichtig“, berichtet er im Interview mit Pitchfork. „Ich habe mich mehr für den Punk-Aspekt des Ganzen interessiert, was gut funktioniert hat.“ Mit dem Punk-Aspekt meint er selbstgestrickte Mixtapes, die er mit Freunden aufnahm und zum kostenlosen Download ins Internet stellte. Schnell entwickelte er sich zum Geheimtipp, der ohne viel PR etliche Klicks verzeichnete. Interviews? Fehlanzeige. Fotos? Selten. Die Anonymität steigerte den Reiz nur und warf bei vielen die Frage auf: The Weeknd, wer ist das eigentlich? Doch spätestens 2014, als der Kanadier mit Ariana Grande bei den American Music Awards auftrat, erfuhren die allermeisten von ihm. 

„Ich schulde es den Menschen, dass ich Musik mache, die dafür sorgt, dass ich mich gut fühle.“

Der große Durchbruch durch höheren Pop-Anteil

Es war der Beginn von The Weeknds sagenhafter Erfolgsgeschichte. Ein Jahr nach dem Auftritt veröffentlicht er Beauty Behind The Madness und zeigt eindrucksvoll, dass anspruchsvoller Pop und seelische Abgründe keine Gegensätze sind. „Ich schulde es den Menschen“, erklärt er im Pitchfork-Interview, „dass ich Musik mache, die dafür sorgt, dass ich mich gut fühle, und die einfacher zu verstehen ist.“ Das Rezept geht auf und The Weeknd landet ohne Umschweife in den Charts. Das setzt ihn nicht etwa unter Druck, sondern spornt ihn an, wie er verrät: „Jetzt, wo die Leute großartige Musik erwarten, werde ich großartige Musik machen.“ Mit großer Macht käme große Verantwortung, ergänzt er lachend.


Das mit der großen Macht stellt damals niemand mehr in Frage. Mehrfach Gold, mehrfach Platin, über eine Million verkaufter Exemplare: Vom Geheimtipp The Weeknd ist kaum noch etwas übrig; stattdessen steht der Kanadier nun mitten auf der globalen Bühne des Pop und trägt seine Songs in die ganze Welt hinaus. Es ist noch lange nicht das Ende seiner ruhmreichen Story. Mit Starboy (2016) und After Hours (2020) veröffentlicht der Musiker gleich die nächsten Mega-Erfolge, darunter auch die Single Blinding Lights, die garantiert jede:r schon einmal gehört hat. Im Januar 2025 bringt er Hurry Up Tomorrow raus, den Soundtrack zum gleichnamigen Film mit ihm in der Hauptrolle. Es soll sich um seine letzte Veröffentlichung als The Weeknd handeln – aber nicht um sein letztes Album.


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