Sie sind das schönste Geschenk, das die 90er und 00er Jahre der Musikwelt bereitet haben: Hidden Tracks. Denn viele CDs und sogar einige Platten offenbaren erst beim Hören ungelistete Titel, die an andere Tracks angehangen wurden oder sich in parallelen Rillen tarnen. Auch die Punkband Green Day hat bei ihrem Durchbruchsalbum Dookie nicht auf dieses kleine Gimmick verzichtet.
Dookie und der große Durchbruch
Vor mittlerweile 31 Jahren erschien Dookie – das Album, das Green Day den Durchbruch bescherte und gelinde gesagt ein ganzes Jahrzehnt musikalisch prägte. Es war das erste Album, das Green Day mit einem Major Label veröffentlichten, weshalb es auch teilweise als ihr Debütalbum gehandelt wird. Dookie bescherte einen Mix aus energiegeladenem Punkrock und eingängigen Melodien, der zu der wunderbaren Pop-Punk-Welle führte und Ironie zum rhetorischen Mittel der Zeit machte.
Mit seinen rauen Gitarrenriffs und dem unverwechselbaren Gesang von Billie Joe Armstrong fängt das Album den Geist der Rebellion und des jugendlichen Unmuts ein und hat genau die richtige Prise an juveniler Überheblichkeit, dass es gerade so charmant ist. Die Texte sind oft autobiografisch und thematisieren alltägliche Kämpfe, von der Angst vor dem Erwachsenwerden bis hin zu den Herausforderungen des Lebens in einer konsumorientierten Gesellschaft. Die Produktion, die von Rob Cavallo geleitet wurde, verleiht den Songs einen klaren, kraftvollen Klang, der die rohe Punk-Energie mit der Eingängigkeit von soliden Popsongs vereint.
Doch neben Hits wie Basket Case, When I Come Around oder Longview (die Debütsingle des Albums) befand sich auch ein kleiner Extra-Titel auf dem legendären Album: Der letzte Song F.O.D. endet mit den typischen Sekunden der Stille, die oft einen Hidden Track an einen regulären knüpfen, um selbst beim Einlegen der CD noch das Geheimnis zu wahren. Bei diesem Album fällt die Stille allerdings etwas kürzer aus, denn schon nach wenigen Sekunden erklingt ein spanisch anmutendes Gitarrenpicking, dann Lachen und schließlich der Titel All By Myself.
Tré Cools Song
Fans fiel damals natürlich sofort auf, dass hier jemand anderes diesen Song mit einem Schmunzeln vorträgt und zu dem Akustik-Riff vor sich hin kichert. Hinter dem Song steckt nicht Frontmann und Sänger Billie Joe Armstrong, sondern Drummer Tré Cool, der hier eine kleine Nummer am Ende des Albums beiträgt, die den kindischen Humor der Band nochmal auf ein Podest stellt. Denn der Song ist eine kurze Hymne auf Masturbation, was das Gekicher von Tré Cool erklärt, während er singt I Was All By Myself. In einem Interview erklärte der Drummer, dass er als Teenager einmal mit Kopfhörern auf den Ohren und Damenunterwäsche über dem Kopf in seinem Zimmer masturbierte. Als er fertig war, stand plötzlich ein Teller mit Essen an seinem Bett. „Meine Mutter kam und hat mir Essen gebracht. Deshalb schrieb ich ihr diesen Song: I Was All By Myself – nur dass ich eben nicht wirklich alleine war…“, erklärt er einem lachenden Publikum.
Die kurze Akustiknummer gehört nicht nur wegen der Hintergrundgeschichte, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete, zu den absoluten Fanfavoriten, sondern zeigt einfach, dass sich die Band auch schon in ihren frühen Jahren nicht zu ernst nahm. Genau diese Selbstironie macht die drei Kalifornier umso sympathischer. Dass es der Titel nicht als ein vollwertiger Song auf das Album geschafft hat, der mit der ganzen Band aufgenommen wurde, geschweige denn sauber produziert wurde, ist trotzdem verständlich. Und so bleibt es eher ein kleiner Joke am Ende eines ziemlich kolossalen Albums der 90er, der trotzdem nicht fehlen darf.
All By Myself – Billies Lieblingssong
Doch nicht nur Fans gefiel diese augenzwinkernde Hommage an die Selbstbefriedigung: Denn in einem Rolling-Stone-Interview aus der Serie Musician on Musicians, in dem Billie Joe Armstrong auf Billie Eilish traf, verriet die Musikerin, dass All By Myself ihr liebster Green-Day-Song ist. Damit outete sie sich natürlich als Superfan, denn schließlich muss man Dookie schon sehr gut kennen, um sich ausgerechnet den Hidden Track aus der reichen Diskografie der Punkband herauszupicken. „Es ist ein schmutziger, kleiner Song“, schmunzelt Billie Eilish. Und damit hat sie den Titel perfekt zusammengefasst.
