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Foto: Dave Dunn

„Every Breath You Take“: Alles über den größten Hit von The Police & Sting

Wenn man so viele Hits wie Sting geschrieben und eingesungen hat, ist es gar nicht so leicht, sich auf den „einen größten Song“ festzulegen. Zum Glück gibt es schon seit vielen Jahrzehnten die BMI Pop Awards, mit denen die Autoren der größten Radiohits geehrt werden: Die Tatsache, dass Every Breath You Take im Frühsommer 2019 als meistgespielter Song in der US-Radiogeschichte ausgezeichnet wurde (mit aktuell gut 15 Millionen Einsätzen), macht den Klassiker ganz klar zu einem der heißesten Anwärter auf diesen Titel...

von Tim Peacock

Tatsächlich grenzt selbst der Begriff „Hit“ in diesem Fall an Untertreibung: Die Originalversion von The Police war 1983 in den USA und in Großbritannien der größte Song des Jahres. Acht Wochen lang Platz 1 in den Staaten, einen Monat lang ganz oben in England; parallel dazu mischte er auch in Deutschland die Top-10 auf. Schon vor der jüngsten Auszeichnung hatte das so harmlos wirkende Stück, das genau genommen von einer Obsession handelt, von einer kaputten Beziehung, in der ein Partner den anderen auf Schritt und Tritt kontrolliert, etliche Preise gewonnen und später als Sample-Basis für Puff Daddys Hit I’ll Be Missing You (1997) fungiert.

„Das Schreiben dauerte eine halbe Stunde.“

Auf dem My Songs-Album behandelt Sting den legendären Track denn auch mit demjenigen Respekt, der einem solchen Titel gebührt: Er greift nicht zu stark ein, lässt die Melodie, das Arrangement und einzelne Nuancen bestehen, wobei gerade die neue Gesangsaufnahme zeigt, weshalb der Brite nach wie vor zu den größten Ausnahmestimmen der Musikwelt zählt.

Kaum zu glauben, dass ein derart großer Song binnen weniger Minuten entstanden sein soll, doch genau so war es: Ein Großteil von Every Breath You Take kam Sting eines Nachts in den Sinn, als er sich gerade in der Karibik aufhielt. Es ist kein Geheimnis, dass sich der Sänger von The Police im Jahr 1982 nach Jamaika zurückgezogen hatte, weil er private Probleme hatte und dort die jüngsten Turbulenzen verarbeiten wollte. Er wohnte gerade auf dem „Goldeneye“-Anwesen des James-Bond-Autors Ian Fleming, das an der Nordküste der Insel liegt, als es geschah.

„Ich wachte mitten in der Nacht auf und hatte diese Zeile im Kopf: ‘Every breath you take, every move you make, I’ll be watching you’“, erinnerte sich Sting 1993 in einem Interview. „Also setzte ich mich gleich ans Klavier und schrieb das Stück in einer halben Stunde.“

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Die Version von The Police: „Wir wussten sofort, dass wir da etwas Besonderes hatten.“

Zurück in England, machte Sting in den Utopia Studios im Norden von London eine erste Demoversion auf einem Achtspur-Gerät: Er nahm alles im Alleingang auf, sang und spielte gleichzeitig die Melodie auf der Hammond-Orgel. Diese noch unausgereifte Song-Skizze nahm er dann mit nach Montserrat, wo sich The Police und ihr Produzent Hugh Padgham gegen Ende 1982 trafen, um das fünfte Album Synchronicity aufzunehmen.

Obwohl alles in jener Nacht in Jamaika so schnell gegangen war, entpuppte sich der Feinschliff am Arrangement von Every Breath You Take als echte Herausforderung. Das fehlende Puzzleteil lieferte hinterher Gitarrist Andy Summers, der sich mit seiner Idee auf den ungarischen Komponisten Béla Bartók bezog. „Ich hatte kurz davor ein Album mit Robert Fripp gemacht, und ich experimentierte damals mit den Violinen-Duos von Bartók. So kam mir schließlich die Idee für dieses Riff“, so Summers. „Als Sting dann sagte: ‘Drückt dieser Idee mal euren Stempel auf’, spielte ich also das Riff, und wir alle wussten sofort, dass wir da etwas Besonderes hatten.“

„Mir war gar nicht klar, wie abgründig der Song ist.“

Die Band sollte Recht behalten: Veröffentlicht am 20. Mai 1983, ebnete Every Breath You Take den Weg für den Riesenerfolg des dazugehörigen Albums Synchronicity, das sich allein in den USA über acht Millionen Mal verkaufen, der Band drei Grammy-Awards bescheren und The Police zur damals größten Band der Welt machen sollte. Während man sich kaum vorstellen kann, wie die Geschichte des Pop ohne diesen Song aussehen würde, ist Sting selbst immer wieder überrascht, wie viele Leute das abgründige Überwachungs-Element ausblenden und die Single als echtes Liebeslied (miss-)verstehen.

„Die Melodie selbst ist recht gewöhnlich, eine Kombination von unzähligen anderen, aber der Text ist interessant“, sagte er gegenüber The Independent im Jahr 1993. „Er klingt zunächst wie ein Liebeslied, ganz vertröstend – und mir war gar nicht klar, wie abgründig der Song ist. Ich dachte wohl an Big Brother, Überwachung und Kontrolle.“

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