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Foto: Cover "Bread"

Interview mit Sofi Tukker: Eine Reise ins Herz der Euphorie

Die Welt gehört Sofi Tukker: Innerhalb weniger Jahre hat das tropische EDM-Duo aus New York City virale Hits entfesselt, ausverkaufte Shows gespielt und Grammy-Nominierungen eingeheimst. Mit ihrer neuen Platte Bread waren sie kürzlich in Berlin zu Gast. Wir haben Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern danach getroffen.

Berlin an einem kalten 24. November 2024. Nur in der Uber Eats Music Hall herrscht an diesem Abend eine Gluthitze, was natürlich an einem der schweißtreibenden Auftritte von Sofi Tukker liegt. Das schillernde, tropische EDM-Duo aus New York City ist gerade auf seiner extensiven Bread-Welttournee, mit der es für reihenweise ausverkaufte Shows und frenetische Reaktionen sorgt. Selbst das legendäre Red Rocks Amphitheatre in Colorado haben Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern in diesem Jahr schon ausverkauft.

EDM-Karneval in Rio

Kein Wunder: Wer dieses Duo kennt, verfällt ihm sofort. In die pulsierende Mischung aus EDM-Beats, brasilianischen Einflüssen und Jungle-Grooves, in die ansteckende Laune der beiden, in diesen Rausch der Farben, der jeden Faschingsumzug blass aussehen lässt. Seit 2018 ihr Debüt Treehouse erschien, reisen die beiden um die Welt, infizieren alle und jede:n mit ihrem ansteckenden Sound. 2023 führt sie das sogar aufs Coachella, wo sie natürlich auch mächtig abräumen. Was anderes kennen Sofi Tukker nicht.

„Es macht einfach riesigen Spaß, mit dieser Bread-Tour um die Welt zu reisen“, sagt ein sehr zufriedener Tucker Halpern, der für die Musik sogar seine professionelle Basketball-Karriere an den Nagel gehängt hat. Seit 2014 macht er mit Sophie Hawley-Weld Musik, schon 2017 gab es die erste Grammy-Nominierung für das sensationelle Drinkee, das mit Cowbells, Bongos und E-Gitarren noch heute bei keiner Show fehlen darf – auch nicht in Berlin.

„Wir denken nicht in Genres“

Hawley-Welds Lieblingssong ist derzeit dennoch ein anderer. „Bei Goddess In Disguise geht es immer besonders zur Sache, weil wir Menschen aus dem Publikum auf die Bühne holen, um mit ihnen zu tanzen. Das ist immer sehr unvorhersehbar und überraschend.“ Der Tanz als Mittel des Ausdrucks, als Ticket zur Katharsis ist eng mit der Musik von Sofi Tukker verbunden. Und das weit über den EDM-Kosmos hinaus: Sophie Hawley-Weld, die übrigens in Frankfurt geboren wurde, ist ein riesiger Fan der brasilianischen Kultur, hat auch eine Weile in Brasilien gelebt und portugiesisch gelernt. „Ich habe mich in die brasilianische Musik verliebt, lange bevor ich überhaupt Portugiesisch sprach und Zeit in Brasilien verbrachte“, sagt sie. „Ich war regelrecht besessen von der Musik. Also habe ich dann Portugiesisch gelernt, bin nach Brasilien gezogen und wollte einfach nie mehr weg. Für mich ist das eine andauernde Liebesbeziehung.“

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Die beiden sind viel herumgekommen, haben zahllose Orte bereist und Menschen in glückliche Ekstase versetzt. Die Welt ist ihre Auster, könnte man sagen – und das weite Feld der elektronichen Musik ihre Spielwiese, auf der sie sich hemmungslos ausleben. „Wir denken nicht in Genres“, betont Tucker Halpern. „Wir wollen vermeiden, dass man uns einfach in eine dieser zahllosen Schubladen der Dance-Kultur steckt, in der die Drums genau so klingen müssen und das Tempo genau so hoch sein darf. Sofi Tukker sind frei und passen auch nicht wirklich in ein Genre. Das soll auf jeden Fall so bleiben.“ Privat hören die beiden gern Drum’n’Bass, Bossa Nova oder Música Popular Brasileira (MPB) – „Und wenn man das zusammenfügt, kommt vielleicht so etwas wie Sofi Tukker raus“, so Halpern.

Liebesbriefe aus Brasilien

Entstanden ist Bread unter der Sonne Brasiliens. Einige Monate verbrachten die beiden dort, um mit den verschiedensten Menschen zu arbeiten, lokale Musik aufzusaugen und selbst zu produzieren – elektronische Liebesbriefe aus Brasilien. „Wir ließen uns von den vielen kreativen Menschen dort inspirieren und tauchten tief in die brasilianische Funk-Szene ein“, berichtet Halpern, und Sophie Hawley-Weld ergänzt: „Ich habe das Gefühl, dass wir auf diesem Album wirklich gelernt haben, wie man mit anderen Artists zusammenarbeitet und trotzdem man selbst bleibt. Das war eine tolle Erfahrung.“

Nach einigen restlichen Europa-Shows bringen Sofi Tukker demnächst ihr bisher erfolgreichstes Jahr zu Ende. Die Zukunft steht für die beiden wie immer in den Sternen. Fest steht bislang nur eines: Egal, was kommt – es wird bunt, tropisch, wild und unwiderstehlich.

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