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Foto: GORM KALLESTAD/SCANPIX NORWAY/AFP via Getty Images

„Satellite“ im Höhenflug: Vor 15 Jahren gewinnt Lena den Eurovision Song Contest

Ihr britischer Akzent eckte an, doch mit ihrem großen Sieg wischte Lena Meyer-Landrut alle Bedenken vom Tisch: Am 29. Mai 2010 belegte die Hannoveranerin mit Satellite den ersten Platz beim Eurovision Song Contest. Eine Rückschau auf eine deutsche Erfolgsgeschichte mit einigen Stolpersteinen.

Hannover-Misburg-Anderten, Mai 1991. Lena Johanna Therese Meyer-Landrut ist gerade zur Welt gekommen und wird bei ihrer Mutter aufwachsen. Ihr Vater verlässt die Familie, als sie zwei Jahre alt ist. Später besucht Lena die Gesamtschule, macht im Juni 2010 ihr Abitur und schreibt sich zum Wintersemester 2011 an der Universität zu Köln ein. Ihre Fächer: Sprachen und Kulturen Afrikas sowie Philosophie. Ihr Leben scheint einen ganz normalen Lauf zu nehmen. Doch, Moment mal … War da nicht noch was, 2010, kurz vor Lenas Abi? Na klar! Am 29. Mai tritt die Hannoveranerin für Deutschland im Finale des Eurovision Song Contest an. Und wie!

Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest 2010

Dem Finale vorausgegangen war die Fernsehsendung Unser Star für Oslo – eine der vielen Bemühungen von TV-Entertainment-Papst Stefan Raab, dem Eurovision Song Contest seine persönliche Note zu verleihen. In der Show suchte er die Person, die Deutschland bei dem europäischen Musikwettbewerb vertreten sollte. Sänger:innen aus der ganzen Nation traten in dem Format gegeneinander an, doch ins Finale am 12. März konnten nur zwei kommen: Jennifer Braun aus Rüdesheim am Rhein – und Lena. Nach drei Songs wurde sie zur Gewinnerin des Abends gekürt. Es war erst der Beginn ihrer musikalischen Reise, die bis heute andauert.

Beim ESC-Finale am 29. Mai singt sich Lena mit dem Song Satellite in die Herzen von ganz Europa. Vor allem Spanien, die Schweiz, Dänemark, Portugal und Belgien sind zutiefst überzeugt und überschütten Deutschland mit Punkten. Ganze 246 sind es am Ende des Abends und besiegeln, was man in einer (oft zurecht) ESC-pessimistischen Nation kaum zu hoffen gewagt hatte: Deutschland hat gewonnen – zum ersten und letzten Mal seit Nicoles Ein bisschen Frieden von 1982. Irgendwie hat auch Raab gewonnen, der sich zuvor bereits mit Guildo Horns Teilnahme im Jahr 1998 sowie seinem eigenen Auftritt (Wadde hadde dudde da, 2000) um den Wettbewerb verdient gemacht hatte. Doch vor allem: Lena hat gewonnen. Leider nicht ohne Folgen für ihr Wohlergehen.

Über Nacht zum Star

„Ich habe viele Sachen mitgemacht, von denen ich noch keine Ahnung hatte“, erklärt Lena zehn Jahre später im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Ich war auch viel zu beschäftigt und hatte überhaupt keine Kapazität und Zeit, Dinge aufzunehmen und zu lernen.“ Buchstäblich über Nacht steht die junge Musikerin im Rampenlicht und die Augen eines Kontinents sind auf sie gerichtet. „Ich habe nur noch reagiert, reagiert, reagiert.“ Durch den Druck von außen reagiert Lena bisweilen gereizt auf das öffentliche Interesse – zum Beispiel im Interview mit Frank Elstner, durch dessen Verlauf sie anschließend als „patzig“ bezeichnet wird.

Lenas aktuelles Album für Zuhause:

Heute steht Lena mit beiden Beinen in Deutschlands Pop-Leben. 2011 trat sie gleich nochmal beim ESC für Deutschland an, erreichte jedoch nur noch Platz 10. Das tat ihrer Karriere jedoch keinen Abbruch: Erst 2024 veröffentlichte sie ihr sechstes Album Loyal To Myself, dessen Name nach einem derart bewegten Karrierestart nach der nötigen Menge Selfcare klingt. Sie kennt das Musikgeschäft jetzt und kann sich besser schützen. Frank Elstner hat sich später übrigens für seine nicht besonders guten Fragen bei Lena entschuldigt. Seine Kinder hätten ihm im Nachhinein zu verstehen gegeben: „Papa, bei den Fragen hätte ich auch mit den Augen gerollt.“ Lena und er beschließen im gegenseitigen Einvernehmen: Schwamm drüber. Ihrem Status als deutsches Kulturgut tut der mediale Ausrutscher keinen Abbruch.

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