Wenn Freddie Mercury ein Weihnachtslied singt, dann natürlich mit der Queen-typischen Grandezza: Thank God It’s Christmas erscheint am 26. November 1984 und ist noch heute ein festlicher Dauerbrenner, der jedes Jahr unterm Tannenbaum läuft. Dabei legt der Song damals alles andere als einen guten Start hin.
Sommer 1984: Queen surfen gerade auf der Erfolgswelle ihres elften Albums The Works und bereiten sich auf ihre Europatournee sowie acht Konzerte im Sun City Superbowl in Südafrika vor. Anders gesagt: Die Rocklegenden haben gut zu tun. Dann kommt die Plattenfirma der Band auf eine Idee: Ein Weihnachts-Song soll her, noch für das kommende Fest. Sänger Freddie Mercury und Bassist John Deacon winken sofort ab. Sie sind froh, zwischen Album und Tour ein wenig entspannen zu können. Doch Brian May und Roger Taylor finden den Vorschlag gut und begeben sich sofort an die Arbeit. Brian May stellt zuerst eine Idee vor – doch die Begeisterung hält sich in Grenzen.
Die Nummer, die May komponiert hat, heißt I Dream Of Christmas und klingt tatsächlich ein wenig nichtssagend. Das finden auch Mercury und Taylor und lehnen den Song ab. (Drei Jahre später erscheint das Stück in einer Version von Mays Frau Anita Dobson.) Taylors Idee stößt auf mehr Gegenliebe: Er hat ein Stück namens Thank God It’s Christmas begonnen, wartet allerdings noch auf die entscheidende Idee für den Refrain. Die liefert May, der Taylors Stück noch einmal überarbeitet. „Als der Song fast fertig war“, erzählt May in einem Interview mit Ultimate Classic Rock, „haben wir ihn Freddie vorgespielt und er liebte ihn. Dann hat er den wunderschönen Gesang dafür aufgenommen.“ Ein Hit? Leider noch nicht …
Thank God It’s Christmas von Queen: Klassiker mit Startschwierigkeiten
Weil Queen damals nur wenig Zeit haben, bekommen sie zwar den Song fertig, aber kein Musikvideo. Das ist Mitte der Achtziger ein Problem, denn MTV ist seit Beginn des Jahrzehnts auf Sendung und ohne Clip ist es schwer, eine Single erfolgreich zu promoten. Als Thank God It’s Christmas am 26. November 1984 erscheint, bleibt der große Erfolg aus. In den irischen Charts reicht es für Platz acht, in den britischen gerade einmal für Platz 21. In Deutschland steigt der Song erst 1985 in die Charts ein: auf einem nicht gerade berauschenden Platz 57. „Weil es kein Video dazu gibt“, stellt auch Brian May im Interview fest. „Aber ich mag den Song sehr. Er ist eine ganz andere Art Weihnachtslied.“
Das sehen über die Jahrzehnte viele Musik-Fans so; den mäßigen Chartplatzierungen zum Trotz. Die hängen sicher auch damit zusammen, dass 1984 eine Art Super-Weihnachtsjahr ist. Nicht nur, dass Ende 1984 der Mega-Hit Do They Know It’s Christmas? von Band Aid erscheint. Nein, Wham! veröffentlichen auch ihren Ohrwurm Last Christmas, Paul McCartney bringt Wonderful Christmastime raus, Dolly Parton covert Winter Wonderland, Prince zaubert Another Lonely Christmas daher und zusätzlich stürmen allerhand ältere Weihnachts-Hits alljährlich die Charts. Harte Konkurrenz, also. Doch Thank God It’s Christmas soll seinen Platz im Weihnachts-Pop bekommen.
Neues Video, neuer Glanz
2019 holen Queen nach, was sie 1984 versäumt haben und veröffentlichen endlich ein richtiges Musikvideo zu Thank God It’s Christmas. Zwar handelt es sich dabei um einen Zeichentrick-Clip, doch der ist so gut gelungen, dass er dem Weihnachts-Hit von Queen zahlreiche Chartplatzierungen beschert. So landen die Briten in Deutschland auf Platz 16, was ihnen mit Thank God It’s Christmas noch nie gelungen ist. Der Klassiker kommt zu neuen Ehren, 35 Jahre nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung – und inzwischen gehört er seit mehr als 40 Jahren zum Weihnachts-Fest, inklusive Freddie Mercurys unvergleichlicher Stimme.