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Foto: Lewis Evans

Review: Inhaler öffnen mit „Open Wide“ die Arme für neue Sounds

Mit Open Wide schlagen Inhaler ein mutiges neues Kapitel auf, das Indie-Rock mit poppiger Frische vereint, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.

Was vor über einem Jahrzehnt in einem Kunstunterricht in Dublin begann, hat sich längst zu einer festen Größe in der Indie-Rock-Szene entwickelt. Inhaler, bestehend aus Elijah Hewson, Robert Keating, Ryan McMahon und Josh Jenkinson – vier Freunde, die sich schon als Teenager durch ihre Liebe zu Rock-Ikonen wie Joy Division, The Strokes und Depeche Mode verbunden fühlten. Anfangs coverten sie ihre Lieblingssongs, doch schon bald folgten eigene Kompositionen. Der Bandname Inhaler entstand 2015, als sie beschlossen, ihre Musik ernsthaft zu verfolgen. „Rock-Musik war unsere Verbindung“, erinnert sich Bassist Keating an die frühen Jahre.

Nach ihrem Debüt It Won’t Always Be Like This (2021) und dem Nachfolger Cuts & Bruises (2023) schien die Erfolgsformel von Inhaler gefunden: gitarrenlastiger Indie-Rock, kombiniert mit großen, hymnischen Melodien und emotional aufgeladenen Texten. Doch auf ihrem dritten Album Open Wide beweist die Band Mut zur Veränderung – der Titel ist Programm. Inhaler strecken die Arme aus und empfangen neue Einflüsse, ohne dabei ihre musikalische DNA zu verlieren.

Das Foto zeigt die Band Inhaler
Foto: © Lewis Evans

Neue Wege mit Open Wide

Open Wide fühlt sich an wie eine frische Brise. Inhaler haben es sich offensichtlich zum Ziel gemacht, ihren Sound weiterzuentwickeln, und bekommen dabei Unterstützung von Kid Harpoon, der bereits bei Harry Styles und Florence + The Machine sein Händchen für eingängige, aber anspruchsvolle Pop-Produktionen bewiesen hat. Die poppigen Elemente auf dem Album sind deutlich zu spüren, doch anstatt den Indie-Charakter zu verwässern, geben sie den Songs neue Dimensionen. Schon der Opener Eddie In The Darkness bereitet die Hörer:innen auf diese neue Ära vor. Verzerrte Gitarren und melancholische Lyrics schaffen eine spannungsvolle Atmosphäre, bevor sich die Energie langsam aufbaut und der Song nach vorne drängt. Es ist der perfekte Startschuss für ein Album, das immer wieder zwischen Euphorie und Nachdenklichkeit pendelt.

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Zwischen Leichtigkeit und Tiefgang

Der Übergang von Eddie In The Darkness zu Billy (Yeah, Yeah, Yeah) markiert den Moment, in dem die neuen poppigen Einflüsse am stärksten spürbar werden. Die klare Melodielinie und der eingängige Refrain geben dem Song eine Leichtigkeit, die in starkem Kontrast zu den zweifelnden Lyrics steht: „Am I getting a little too close / Or should I walk away?“ Thematisch zieht sich dieser innere Konflikt durch das gesamte Album – der Versuch, den eigenen Platz im Leben zu finden, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Your House, bereits im Oktober 2024 als Leadsingle veröffentlicht, ist das Herzstück dieses Inhaler-Albums. Die packende Melodie, die von einer durchgängigen Gitarrenlinie getragen wird, hebt den Song hervor, während der Chor am Ende noch einmal für Gänsehaut sorgt. Es ist ein Track, der sich festsetzt und lange nachhallt.

Auch A Question of You, eine der vorab veröffentlichten Inhaler-Singles, greift die zentrale Thematik des Albums auf: das Hin- und Hergerissensein zwischen Kopf und Herz. „Das ist für mich ein Liebeslied, in dem es darum geht, dass man ehrlich zu sich selbst sein muss, wenn man ehrlich zu jemandem sein will,“ erklärt Frontmann Elijah Hewson. Der Chor des Songs sei entscheidend gewesen, um ihm die nötige emotionale Wucht zu verleihen.

Offen für Neues, ohne die Wurzeln zu vergessen

Während der zweiten Albumhälfte tauchen Inhaler tief in persönliche und nachdenkliche Themen ein. Es geht um das Gefühl, in den Zwanzigern zwischen Jugend und Erwachsensein zu hängen. Eli Hewson nennt es treffend eine „Quarter-Life-Crisis“: „Es ist verrückt, sich mit 25 Gedanken über das Alter zu machen. Ich bin jetzt näher an 30 als an 20 – was schon echt wild ist.“ Bassist Robert Keating ergänzt: „Wir sind eine sehr nervöse Generation. Vor allem online wird einem ständig das Gefühl gegeben, dass man noch nicht genug erreicht hat.“ Songs wie Again reflektieren die Schwere des Lebens, wie in der Zeile:

„Life is heavy; it tears at your sleeve sometimes.“

Inhaler - Again

Hier zeigen sich Inhaler von ihrer verletzlichen Seite, ohne dabei in Selbstmitleid zu versinken. Aber vor allem ist Still Young die Hymne für alle, die sich irgendwo zwischen Jugend und Erwachsensein verloren fühlen.

Trotz aller Unsicherheiten bleibt das Album optimistisch. Es geht darum, sich den eigenen Problemen zu stellen, auch wenn man dabei mal scheitert. „Und das ist völlig in Ordnung“, erklärt Hewson – und genau diese ehrliche Leichtigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die neuen Songs.

Ein emotionales Finale

Der Titeltrack Open Wide markiert den emotionalen Höhepunkt des Albums. Mit eindringlicher Stimme und markanter Gitarre beschreibt Hewson die drückenden Momente einer toxischen Beziehung. Die hitzig-kalte Dynamik, die sich durch den Song zieht, macht ihn zu einem der intensivsten Stücke auf der Platte. Doch Inhaler schließen das Album nicht mit einem düsteren Ton ab. Little Things, der letzte Track, ist ein überraschend versöhnliches und kraftvolles Ende. Mit einer rockigen Gitarre, die stärker als auf den vorherigen Songs in den Vordergrund rückt, feiern Inhaler die kleinen Dinge im Leben. „Es sind die kleinen Dinge, die die Welt für mich ausmachen,“ bestätigt Hewson – und diese Botschaft bleibt hängen.

Inhaler: Eine Band wird erwachsen

Mit Open Wide zeigen Inhaler, dass sie bereit sind, Risiken einzugehen und sich weiterzuentwickeln. Die poppigen Elemente könnten für eingefleischte Indie-Fans zunächst ungewohnt wirken, doch die Band schafft es, ihren Sound zu erweitern, ohne sich dabei zu verlieren. Das Album fühlt sich wie der nächste natürliche Schritt an – eine Band, die erwachsen wird, ohne ihre jugendliche Energie zu verlieren. Wer das neue Inhaler-Album live erleben möchte, hat im Frühjahr die Gelegenheit dazu. Bis dahin lohnt es sich, Open Wide noch ein paar Mal durchzuhören – denn je öfter man es hört, desto mehr entdeckt man.

Triff Inhaler in Berlin

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