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Foto: Olivia Bastone

Interview mit Spite: „Diese Band ist unsere Katharsis“

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Spite zählen zu den ganz großen Hoffnungen des florierenden Deathcore-Genres. Ihr neues Album New World Killer ist ein richtiges Monstrum geworden – mit Riffs wie Blitzeinschlägen, Gesang aus dem Zentrum der Erde und Drums wie Detonationen. Wie man Heilsamkeit im Lärm findet, verraten die Kalifornier im Interview.

Deathcore ist die Musik der Stunde. Je abgefuckter die Welt, so scheint es, desto beliebter Prügeltruppen wie Lorna Shore oder Thy Art Is Murder. Spite aus dem heißen Süden Kaliforniens rollen das Feld derzeit von hinten auf: Nach dem brachialen Dedication To Flesh zementieren sie mit dem ebenso unbeugsamen, gnadenlosen Lärm-Bankett New World Killer ihren Status als eines der heißesten Eisen, nicht nur in der US-amerikanischen Szene.

In den letzten Jahren konnten Deathcore-Bands erstaunliche Erfolge einfahren. Wie seht ihr das: Wird das Genre allgemein zugänglicher? Und wie wirkt sich das auf die Szene aus?

Alex Tehrani: Auf jeden Fall wird Metal im Allgemeinen zugänglicher. Das beobachten wir seit vielen Jahren. Ich bin seit jeher ein Fan aller Bereiche des Genres, daher halte ich das für einen Gewinn für die gesamte Deathcore-Welt. Ich bin mir nicht sicher, wie sich das alles entwickeln wird, aber es gibt jetzt ein ganz neues Publikum, das Metal vielleicht aus anderen Gründen mag als du und ich. Und das ist natürlich zu begrüßen.

New World Killer ist eine ziemliche Abrissparty. Wie hat sich eure musikalische Vision seit Dedication To Flesh weiterentwickelt? Was war euch dieses Mal besonders wichtig?

Alex Tehrani: Das ist natürlich eine zentrale Frage für uns, wie wahrscheinlich für alle anderen Bands auch. Es ist eine Herausforderung und Gratwanderung, sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig das Element beizubehalten, warum die Leute eine Band überhaupt mögen. Dedication To Flesh hat uns geholfen zu erkennen, dass wir experimentieren und trotzdem unseren Kernsound beibehalten können. Wir haben den Bereich der Gitarre und Darius‘ Gesang erweitert, wodurch die Musik dynamischer geworden ist.

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Was bedeutet Authentizität für euch?

Alex Tehrani: Großes Wort, aber am Ende des Tages geht es doch nur darum, alles zu geben. Das zu tun, was du liebst. Enthusiastisch bleiben und so viel Zeit mit Spite wie möglich zu verbringen. Wir nehmen alles rund um diese Band sehr ernst.

Darius Tehrani: Wir haben einfach versucht, noch mehr zu klingen wie wir es auf der Bühne tun. Oder wie unsere Lieblingsplatten, als wir aufwuchsen. Authentizität ist für uns die Summe all dessen, was uns zu der Band gemacht hat, die wir heute sind.

Der Entstehungsprozess war diesmal also noch mehr aus dem Bauch heraus?

Alex Tehrani: Ich glaube schon, ja. Diese oben beschriebene Idee hatten wir im Hinterkopf, als wir New World Killer geschrieben haben, aber der Ansatz war eher so, wie wir spontan beim Proben rumriffen – also weniger klassisches Komponieren und eher mal schauen, wohin uns unsere Energie führt. Ich glaube, das hat uns geholfen, unseren Wurzeln treu zu bleiben.

Die Produktion des Albums ist auffällig roh und wirklich sehr kraftvoll. Die Songs springen einen förmlich an. Wie habt ihr das eigentlich hinbekommen?

Alex Tehrani: Für mich war es wichtig, mich nicht zu sehr auf ein bestimmtes Material festzulegen, bevor wir ins Studio kamen. Es kam wirklich darauf an, wie wir unsere Demos umgesetzt haben. Es ist eine Sache, Plug-Ins und künstliche Drums zu verwenden, um eine Idee umzusetzen, aber es war unglaublich, so viel analoges Equipment zur Verfügung zu haben. New World Killer ist das erste Album von Spite, das wir mit dem Equipment aufgenommen haben, das wir auch auf der Bühne verwenden, und das kommt besonders gut bei Travis‘ Drum-Performance zum Ausdruck. Ich denke, das erklärt diesen von dir beschriebenen Effekt.

Wie reagiert euer Publikum auf die emotionale Unruhe und Dunkelheit, die ihr musikalisch erzeugt?

Darius Tehrani: Ich glaube, es gibt einen Grund, warum unser Publikum mit solcher Hingabe weiter wächst. Es ist doch so, es gibt in dieser Welt immer etwas, worüber man sich ärgern kann. Was dich fertig macht, runterzieht. Spite ist für jedes Mitglied unserer Band eine Art Katharsis. Und für unser Publikum auch, glaube ich. Ich halte es für ein wirklich gesundes Ventil, um die negativen Energien, denen wir täglich ausgesetzt sind, zu kanalisieren. In dieser Hinsicht haben wir Glück. Viele Menschen können mit negativen Energien schlecht umgehen. Wir können alles bei unserer Musik rauslassen. Oder zumindest fast alles.

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