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Leon Neal / Getty Images

Nova Twins im Interview: Die laute Suche nach einer menschlichen Verbindung

Die Nova Twins sind ein Duo, das in den letzten Jahren immer mehr Lärm gemacht hat: sowohl musikalisch als auch in ihren Werten sind sie laut und in-your-face. Anlässlich des nahenden Releases ihres dritten Albums Parasites & Butterflies haben wir mit dem Duo gesprochen.

Rock und alles andere, was knallt

Tom Morello von Rage Against The Machine nannte sie schon vor einigen Jahren „die beste Band, von der ihr noch nie gehört habt“. Nun haben mittlerweile wesentlich mehr Leute von Nova Twins gehört. Und sie stimmen Morello zu: Nova Twins stechen in der aktuellen Rock-Landschaft definitiv heraus.

Das Duo, bestehend aus Amy Love (Gesang, Gitarre) und Georgia South (Bass) ist laut, deutlich, catchy. Botschaften des Empowerments stecken in einem Soundgewand irgendwo zwischen Hard Rock, Pop, Rap und elektronischen Acts wie The Prodigy. Dabei bekommen Nova Twins ihre elektronisch klingenden Sounds meist aber nicht aus Synthesizern, sondern aus Gitarren und Bass, die durch zahlreiche Effekte gejagt werden. Im Sound sind sie experimentierfreudig, während das Songwriting trotzdem stets mit einem Pop-Ohrwurm überzeugt.

Nova Twins selbst machen sich nicht so viel daraus, als welches Genre man das bezeichnen würde. Amy Love meint: „Wir lieben viele verschiedene Arten von Musik. Wir sehen Musik einfach als eine Sprache. Wir denken nicht in Genres. Bei Musik ist es so: Wenn du es liebst, liebst du es, oder? Das ist auch bei uns der Fall. Der Kernsound ist seit dem Anfang, verzerrten Bass und heavy Gesang zusammenzumischen, aber wir spielen gerne mit Dingen, die wir lieben.“

Ein eingespieltes Team

Ein Duo zu sein spielt da natürlich auch eine Rolle, beide Seiten bringen unterschiedliche Ideen hinein. Wie Georgia South erklärt, funktioniert das Songwriting zu zweit sehr gut: „Wir schreiben getrennt, aber später kommen wir dann zusammen und optimieren das Ende. Wenn wir ein Album machen, ist es wie an einem Fließband: Die eine arbeitet an einer Idee, die andere an einem anderen Song, und dann tauschen wir.“ Bei so etwas wird man mit den Jahren natürlich immer geübter.

Denn die Nova Twins machen nun schon seit zehn Jahren gemeinsam Musik. Nach einigen EPs und Singles erschien 2020 das Debütalbum Who Are The Girls? – eine Frage, die der Welt direkt durch Nova Twins‘ charismatische Songs beantwortet wurde. Der Eindruck davon, wer diese beiden Musiker:innen sind und was sie bewegen wollen, verstärkte sich mit dem Nachfolger Supernova. Das Album brachte dem Duo 2022 noch größere Aufmerksamkeit, so wurden sie etwa von Kerrang! als Band des Jahres ausgezeichnet und für zwei BRIT Awards nominiert. Größen wie Muse oder Foo Fighters luden Nova Twins seitdem als Tour-Support ein.

Konzept der Kontraste

Und nun steht das dritte Album der Band an: Parasites & Butterflies erscheint am 29. August. Hinter dem Titel steckt eine Idee der Kontraste, erklärt South: „Es sollte nicht zwingend ein Konzeptalbum werden, aber beim Schreiben haben wir bestimmte Themen entdeckt: Schönheit und Chaos, Licht und Schatten. Es spielt viel mit Verletzlichkeit und Stärke, also Gegensätzen.“

Drei Singles sind daraus schon erschienen und diese spielen auch musikalisch mit Kontrasten. Nova Twins verlassen sich hier auf den Kontrast, den sie am besten beherrschen: Poppige, verspielte Ohrwürmer treffen auf verzerrte Sounds und rockige Energie. An der Produktion arbeiteten die beiden erstmal zuhause selbst und ließen sich später von einem Star-Produzenten unterstützen – der übrigens auch schon mit den erwähnten Foo Fighters und Muse gearbeitet hat. „Für unser neues Album haben wir mit Rich Costey als Co-Produzent zusammengearbeitet“, erzählt Love. „Aber wir nehmen viele Dinge, die wir zu Hause gemacht haben, mit ins Studio und fügen dann Extras hinzu. Es war wirklich cool, mit Rich zusammenzuarbeiten, weil wir richtig coole Sounds hinbekommen haben.“

Album-Cover für "Parasites & Butterflies"
Album-Cover für "Parasites & Butterflies"

Einheit und Diversität

Textlich überzeugen die Singles mit der typischen Nova-Twins-Attitüde. Was sollen die Fans von ihrer Musik mitnehmen? „Eine Verbindung“, sagt Love. „Ich denke, das ist es, wonach wir suchen. Und was die Leute daraus ziehen, liegt ganz bei ihnen. Wir möchten, dass sich unser Publikum stark fühlt und dass es ein Gemeinschaftsgefühl gibt. Denn wir wissen alle, dass man sich manchmal ziemlich isoliert fühlen kann. Wenn Leute zu unseren Shows kommen oder besonders, wenn wir uns unseren Discord ansehen, wo unsere Fans miteinander als Freund:innen chatten – da hat man das Gefühl, dass sie sich in einem sicheren Raum befinden, in dem man man selbst sein kann.“

Auch aktivistisch sind Nova Twins aktiv: mit Initiativen und Projekten machen sie sich für POC und FLINTA* stark und sie äußern sich regelmäßig zu politischen Themen. Love erklärt: „Wir versuchen, ein bisschen mehr Liebe zu fördern – ausgerechnet im Moment, wo so viele rechte Faschist:innen ihren Mund aufmachen und uns spalten. Ich denke, es ist wichtiger denn je, dass man Menschen ein Gefühl von Einheit gibt.“

Auf manchen Songs des neuen Albums könne man mit vielen unerwarteten Momenten rechnen, erzählen die beiden. Aber einen Song zu wählen, der alle Seiten der Nova Twins darstellt, ist sehr schwer, daher meint South: „Es gibt viele unterschiedliche Teile – man muss einfach die ganze Liveshow sehen!“ Dem Rat sollte man folgen.

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