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Foto: Fred Duval/FilmMagic/Getty Images

„Oops!... I Did It Again“: Wie Britney Spears die Welt mit ihrem zweiten Album wieder verführte

Oops!... I Did It Again: Als Britney Spears’ zweites Album im Mai 2000 in den Plattenläden erscheint, ist der Titel Programm. Wie schon das Debüt …Baby One More Time bricht auch der Nachfolger Rekorde. Er verkauft sich allein in der ersten Woche mehr als 1,3 Millionen Mal – kein anderes Album einer weiblichen Künstlerin startete je stärker. Erst 15 Jahre später wird Spears von Adele mit 25 abgelöst. Schwelgen wir ein wenig in Erinnerungen ...

Wer bereits vor der Jahrtausendwende unter den Lebenden weilte, erinnert sich vielleicht an den gefürchteten Millennium-Bug: Die Angst war groß, dass Computer weltweit den Switch von 1999 zu 2000 nicht verkraften würden – und die Systeme reihenweise zusammenbrechen könnten. Doch das große Chaos blieb aus. Zumindest in der digitalen Welt. In der Popkultur jedoch begann tatsächlich eine neue Zeitrechnung. Und sie hatte einen Namen: Britney Spears.

Zum Start des neuen Jahrtausends ist Britney Spears längst keine Unbekannte mehr. Sie ist damals zwar gerade erst süße 18 Jahre alt – aber definitiv not that innocent. Ihr Debüt liegt bereits ein Jahr zurück, und aus dem einstigen Micky-Mouse-Club-Girl ist die größte Popsensation ihrer Generation geworden. Britney-Puppen, Britney-Bettwäsche, Britney-Seife: Kein:e Bewohner:in dieser Erde kommt damals um das süße Mädchen aus Louisiana herum. 

Der Urknall in Schulinform

…Baby One More Time beschert der Künstlerin einen Karrierestart, der bis heute seinesgleichen sucht. Der Titelsong schießt weltweit an die Spitze der Charts. Im dazugehörigen Musikvideo tanzt Britney als Schulmädchen durch die Flure und prägt damit den Y2K-Look wie kaum eine andere. Sie perfektioniert die Gratwanderung zwischen „Girl Next Door“ und „Sexy Lolita“. Und lässt dabei stets die Frage offen: Weiß sie um ihre Wirkung? Oder ist all das tatsächlich nur ein unschuldiges Zufallsprodukt? Die Wirkung ist jedenfalls enorm: Britneys Debüt verkauft sich über 25 Millionen Mal. Und lässt den Druck für das Folgealbum ins Unermessliche steigen. 

Um den gewaltigen Erwartungen gerecht werden zu können, kehrt Britney für Oops!... I Did It Again in die legendären Cheiron Studios in Stockholm zurück – dorthin, wo bereits ihr erstes Album mit Hitproduzenten wie Max Martin, Rami Yacoub und Co. entstanden war. Gemeinsam kreieren sie einen Sound, der vertraut bleibt, aber glänzender, internationaler klingt. Mehr Pop-Bombast, mehr Selbstbewusstsein, (noch) mehr Sexiness. Britney will mehr Einfluss, mehr Persönlichkeit im Material – und bekommt genau das. 

Sie macht‘s nochmal – aber anders

Robert Jazayeri, damaliger Co-Produzent, fasst die Faszination Britney wie folgt zusammen: „Sie hatte vielleicht nicht die Stimme von Christina Aguilera, aber sie hatte Intuition und Vertrauen in ihr Team und ihre Produzenten und führte sie besser als alle anderen.“ Er bezeichnet Britney als Genie – ebenso wie Kollege Max Martin in einem Interview mit The Guardian. Sie habe viel zu schnell erwachsen werden müssen, erklärt er. Und deshalb musste sie genau wissen, was sie sagen wollte.

Tatsächlich wirkt Oops!... I Did It Again wie ein Soundtrack für eine ganze Generation: jugendlich, aber nicht mehr naiv. Ohrwurmgranaten wie der Titeltrack sind hier ebenso vertreten wie der bittersüße Song über Lucky, einen gefeierten Hollywood-Star, der sich trotz Ruhm einsam fühlt – ein Stück, das sich heute wie eine düstere Vorahnung anhört. Überraschend kommen Titel wie Stronger mit leichten R’n’B-Anklängen daher oder Don’t Let Me Be The Last To Know, eine von Shania Twain geschriebene Ballade. 

Weniger bekannt, aber musikalisch spannend sind auch Deep Cuts wie Where Are You Now oder Can’t Make You Love Me, die zeigen, dass das Album mehr ist als nur Chartfutter – es ist der Versuch, Persönlichkeit in eine perfekt kuratierte Popwelt zu schmuggeln.

Aus Popstar wird Markenwunder

Mit der Veröffentlichung von Oops!... I Did It Again wird Britney Spears endgültig vom Popstar zum globalen Wirtschaftswunder. Das Album geht weltweit mehr als 20 Millionen Mal über die Ladentheke und erreicht in über 15 Ländern Platz 1 der Charts, zum Beispiel in Deutschland, den USA, Kanada und Schweden. Den Grammy, für den die Sängerin im Folgejahr nominiert wird, ergattert sie zwar nicht, dafür aber gleich zwei Billboard Music Awards. Parallel explodiert ihr Marktwert: Firmen wie Pepsi reißen sich um Britney als Werbegesicht, alle Magazine wollen ihre Fotos auf der Titelseite abdrucken.

Die Popformel – und ihr Preis

Dass die Künstlerin für all das einen hohen Preis bezahlen wird, wissen wir heute. Mit Oops! gibt es für Britney für viele Jahre keinen Weg mehr zurück aus dem grellen Rampenlicht. Sie wird zur Projektionsfläche, zum Angriffsziel für Paparazzi und zum Medienobjekt.

Doch mit Oops!... I Did It Again setzte sie sich auch ein Denkmal für die Ewigkeit – keine andere Pop-Sängerin ihrer Zeit ging so selbstbewusst, spielerisch und augenzwinkernd mit der eigenen Sexualität um. Und das in einer Zeit, in der Slut-Shaming und Misogynie noch hoch im Kurs standen. In diesem Sinne: Danke, Britney! 

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