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Foto: 2BMedia LLC.

SAINt JHN im Interview: „Meine Vorstellungskraft ist erschreckend mächtig“

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SAINt JHN hat nicht nur eine Vision für seine Kunst – aus seinen Ideen erschafft er ein ganz eigenes Universum. Mit dem kommenden Album Festival Season setzt er nun den nächsten Meilenstein. Von dessen Einladung zur Freiheit, imaginierten Grenzen und der Kraft des Selbstvertrauens erzählt er uns im Gespräch.

Es gibt Artists, die sich in ihren Grenzen wohl fühlen. Und dann gibt es SAINt JHN. Der aus Brooklyn und Guyana stammende Rapper, Sänger und Songwriter kommt ganz ohne Kategorien aus. Seine Musik ist ebenso facettenreich wie seine Persönlichkeit: Hip-Hop, R&B, elektronische Einflüsse, Rock-Elemente – all das verschmilzt er zu seinem ganz eigenen Sound. Mit seinem kommenden Album Festival Season, welches am 21. Februar 2025 erscheint, setzt er diesen Kurs unbeirrt fort und zeigt erneut, dass er seine kreative Freiheit verteidigt wie kaum ein anderer.

Mode als Verpackung, Musik als Kern

SAINt JHN ist nicht nur Musiker, sondern auch eine Stilikone. Er hat in der Vergangenheit bereits mit Marken wie Gucci zusammengearbeitet, und seine eigene Modemarke Christian Sex Club gegründet, doch er bleibt dabei: Mode ist Ausdruck, aber die Musik ist die Essenz. „Musik ist stärker“, sagt er bestimmt. „Mode ist die Verpackung, Musik ist die Persönlichkeit. Sie sind beide Teil der Harmonie, Teil desselben Menschen. Die Verpackung muss zur Persönlichkeit passen. Aber das, was Gott spricht, die Stimme, die herauskommt, das ist die Musik.“

Kein Genre, keine Regeln

Seine rebellische Ader zeigt sich nicht nur in seinem Auftreten, sondern vor allem in seinem musikalischen Ansatz. SAINt JHN lässt sich nicht auf ein Genre festlegen. „Ich bin einfach ein bisschen ungehorsam“, gibt er zu. „Ich glaube nicht an Regeln. Ich war ein rebellisches Kind. Ich wollte eine Box bauen, die groß genug ist, um alle meine Ideen hineinzustecken.“ Dieses Freiheitsgefühl durchzieht seine Musik. Jeder Song, jede Melodie ist ein Ausdruck seiner Selbst, unbeeinflusst von Konventionen oder Erwartungen. 

Sein Werdegang spiegelt diese Vielfalt wider. Aufgewachsen zwischen Brooklyn und Guyana, verbindet seine Musik verschiedene Welten. SAINt JHN fühlt sich schon immer von der versuchten Kategorisierung anderer eingeengt, die keine Vielfalt innerhalb eines Menschen sehen: „Ich kann kein einziges Ding sein. Ich bin viele Dinge.“

Festival Season: Eine Einladung zur Freiheit

Mit seinem neuen Album Festival Season nimmt er seine Fans mit in genau diese Welt der Freiheit. „Warum heißt es Festival Season? Weil ich möchte, dass Gruppen von Menschen, die normalerweise nicht zusammen essen, sich an einem Ort treffen, um die gleiche Erfahrung zu teilen.“ Festivals sind für ihn Orte der Freiheit, an denen Menschen sie selbst sein können, sich im Moment verlieren und gleichzeitig wiederfinden.

Besonders Momente auf Festivals wie Lollapalooza oder Splash! sind ihm in Erinnerung geblieben, die das Gefühl einer Festival Season einfangen. „Ich erinnere mich, als ich auf den Schultern von jemandem stand und Trap spielte. Ich hab mich so weit von der Bühne entfernt, dass die Verbindung zum Sound verloren ging, aber das war egal. Jeder wusste, dass ich im Takt war, weil meine Emotionen und meine Energie so laut waren.“

Für SAINt JHN geht es um das gemeinsame Erleben, um Authentizität. Im Vergleich zu anderen Lebenssituationen fühlt der Musiker diese am meisten, wenn er auf der Bühne steht: „Wenn du mir ein Mikrofon vor die Nase hältst und mir sagst, ich soll meine Wahrheit sagen, dann passiert das. Das passiert nicht einfach im Supermarkt.“

„Ich bin Poppin

Mit seiner neuesten Single Poppin taucht er in eine weitere Facette seiner Musik ein. „Poppin ist anders. Es ist ignorant, es ist laut, es ist frech.“ Für SAINt JHN ist der Song eine „Hymne des Stripclubs“ – aber nicht oberflächlich oder respektlos, sondern als Ausdruck von Mut und Selbstbewusstsein: „Wenn eine Frau tanzen möchte, weil sie so ihren Lebensunterhalt verdienen will, und es ist in keiner Weise erzwungen, finde ich, dass es das Mutigste ist, was du tun kannst.“

SAINt JHN macht keinen Hehl daraus, dass er sein Leben genießt. „Ich bin Poppin. Ich lebe mein bestes Leben. Ich muss nicht so tun, als ob ich es nicht tue. Ich bin jetzt der Mensch, der ich immer sein wollte.“ Doch für ihn geht es dabei nicht nur um Statussymbole oder materielle Erfolge. Sein Werdegang zeigt, wie weit er gekommen ist – und darauf ist der Künstler auch stolz: „Meine Mutter war obdachlos in Guyana, schlief auf dem Boden auf einer Mülldeponie. Der Abstand zwischen dem, wo meine Verwandten vor mir begonnen haben, und wo ich jetzt bin – das gibt mir das verdammte Recht, mein Leben zu feiern. Es ist okay. Die Jungs, die so aussehen wie ich, die aus den gleichen Orten kommen wie ich, kommen normalerweise nicht an solche Momente in ihrem Leben.“

SAINt JHN und die Wette auf sich selbst

SAINt JHN ist, wie man so schön sagt, ein Macher. Ein Visionär, der sich nur schwer beirren lässt. „Ich habe mich irgendwie mein ganzes Leben lang schon so gefühlt. Ich ergreife einfach die Gelegenheit und schaffe meinen eigenen Weg.“ Für ihn ist Kreativität der Schlüssel zu allem: „Meine Vorstellungskraft ist erschreckend mächtig. Ich habe immer auf mich selbst gewettet. Die meisten Leute glauben an sich selbst, aber sie wetten nicht auf sich selbst. Ich glaube nicht nur an mich selbst, ich investiere in mich.“

Diese Mentalität hat ihn nicht nur musikalisch erfolgreich gemacht, sondern auch darüber hinaus. Sein nächstes großes Ziel? Schauspielerei. „Ich kann es kaum erwarten, in einem Film zu spielen. Jedes Mal, wenn ich darüber spreche, finde ich es aufregend, weil es bedeutet, dass meine Leinwände größer werden.“

Von Nische zu riesig

Mit jedem Projekt vergrößert SAINt JHN seine Reichweite. Seine Musikvideos sind künstlerische Statements, die seine Visionen widerspiegeln. „Mehr als 80% meiner Musikvideos sind Ideen, die ich selbst hatte und umgesetzt habe.“ Kreative Kontrolle ist ihm essenziell wichtig, denn nur so kann er sicherstellen, dass seine Identität erhalten bleibt. Und trotzdem weiß der Künstler, dass nicht alles bloß alleine erreichbar ist: „Ich möchte mich weiter skalieren, indem ich mit anderen brillanten Menschen zusammenarbeite und ihnen den Raum gebe, meine Ideen auf ihre eigene Weise zu interpretieren. Ich möchte großartige Leute finden und sie einfach großartig sein lassen.“

Diese Erweiterung soll in allen Lebensbereichen von SAINt JHN vertreten sein. Seine eigene Welt soll aus selbstgeschaffenen Dingen bestehen. Wände, die er selbst gebaut hat sollen gefüllt werden mit seiner eigenen Musik, darin sollen seine Möbel stehen und alles soll nach seinem eigenen Parfüm riechen. Diese Denkweise zieht sich durch all seine Pläne: „Ich will eine leere Leinwand. Und dann will ich sie füllen – mit meiner Musik, meinen Designs, meiner Kunst. Und wenn ich das alles erreicht habe, dann beginnt nur eine neue Phase. Ich will einfach am unteren Ende einer neuen Leiter stehen, in einer neuen Höhe, an einem neuen Tag.“

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