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Foto: Dani Pujalte

Zwischen Brooklyn und Guyana: Der Fusion-Sound von SAINt JHN

SAINt JHN verbindet in seiner Arbeit Einflüsse aus Hip-Hop, R&B und Afrofusion mit tiefgründigen Themen und visueller Kreativität. Mit seiner neuen Single Body On Me und dem dazugehörigen Kurzfilm stellt er einmal mehr unter Beweis, wie nahtlos er musikalische Innovation und narrative Tiefe miteinander verknüpft. Bald soll ein neues Projekt folgen.

Wenn SAINt JHN über seine Kunst spricht, klingt es wie die Skizze eines Malers: „Beim ersten Mal habe ich mit sechs Farben gemalt, beim zweiten Mal mit acht – irgendwann sollen es 32 werden.“ Doch wo andere Künstler:innen ihre Farben in Tuben suchen, findet Carlos St. John, wie SAINt JHN bürgerlich heißt, seine Palette in den Themen seines Lebens: Liebe und Schmerz, Brooklyn und Guyana, Rap und Dancehall. Mit der Veröffentlichung seiner neuen Single Body On Me malt er ein weiteres Kapitel – diesmal in Neon und mit einem Hauch Science-Fiction.

Ein Künstler mit Vision

SAINt JHN wurde von zwei Welten geprägt: dem rauen Brooklyn, wo Straßenrap und Freestyle-Battles zum Alltag gehörten, und dem sonnendurchfluteten Guyana, wo durch Dancehall die Luft vibrierte. Schon als Kind wechselte er regelmäßig zwischen diesen beiden Polen, was seiner Musik eine einzigartige Vielseitigkeit verleiht. Heute bezeichnet man seinen Stil als genre-fluid, eine Mischung aus Hip-Hop, R&B und Afrofusion. Aber dahinter steckt mehr.

Der Weg zu diesem unverwechselbaren Sound war kein gerader. Als Teenager begann SAINt JHN, die Verse seines älteren Bruders zu kopieren, der viel Inspiration für ihn bot. Bis er irgendwann feststellte, dass das eigene Schreiben ihm mehr Freiheit gab. Mit zwölf Jahren begann er zu rappen, inspiriert von Künstler:innen wie Beenie Man und Jay-Z. Schon früh lernte er, dass Musik mehr ist als Unterhaltung – sie ist Ausdruck und Befreiung. Für SAINt JHN war seitdem klar: Rap soll zu seiner Karriere werden.

„Ich habe nie aufgegeben, auch wenn mein Leben damals in Scherben lag“, erzählt er. „Ich habe immer zehn Jahre in die Zukunft geschaut, weil ich wusste, dass die Dinge nicht so bleiben würden.“ Diese Einstellung zahlte sich aus: Nach Jahren im Schatten, in denen er Songs für Artists wie Usher und Nico & Vinz schrieb, gelang ihm 2016 mit dem Tacke Roses der Durchbruch. Ein viral gegangener Remix des Tracks katapultierte ihn schließlich 2020 in die Top 5 der Billboard-Charts. Anschließende Releases wie Collection One, Ghetto Lenny’s Love Songs, und While The World Was Burning, sowie ein Auftritt neben Beyoncé für den The Lion King Soundtrack ließen den Rapper anschließend weiter herausstechen. 

SAINT JHN beweist jedoch neben absolutem Gehör auch ein stilbewusstes Auge. Seine Visualisierungen zur Musik sind stringent und aussagekräftig, egal ob Coverartwork oder Musikvideo. Zu allem Überfluss wurde der Musiker auch von den Modegrößen Valentino und Gucci für Fashion-Kampagnen gelistet und treibt sich seitdem auch in der Modelwelt umher.

Die Sehnsucht nach The Collection II

So beeindruckend seine bisherigen Werke auch sind, eines schwebt seit Jahren wie eine schillernde Vision über SAINt JHN: das Projekt The Collection II. Fans warten sehnsüchtig auf das Album, das laut dem Künstler wie ein Gemälde aus 32 Farben sein soll – ein Werk, das alle Facetten seines künstlerischen Schaffens vereint. „Ich habe den Leuten genug verschiedene Perspektiven auf mich gezeigt, dass ich jetzt mit Stärke präsentieren kann, wo ich als Nächstes hinwill“, erklärte er vor einiger Zeit. Bereits mit seinen im August 2024 veröffentlichten Singles Humble und Circles gab SAINt JHN Hoffnung auf ein Ende des Wartens. Neben seiner Listung auf dem gehypten Coachella-Line-Up für 2025 veröffentlichte der Künstler nun ebenfalls die Single Body On Me.

Body On Me: Eine futuristische Liebesgeschichte

Mit Body On Me betritt SAINt JHN erneut Neuland – diesmal nicht unbedingt musikalisch, sondern vor allem visuell. Der Song wird von einem Kurzfilm-Projekt begleitet, das eine Geschichte von Liebe, Einsamkeit und dem Wunsch nach Menschlichkeit erzählt. Der Clou: Die Hauptfigur ist ein Roboter, der wie SAINt JHN aussieht und dessen Sehnsucht nach echter Verbindung das Publikum in seinen Bann ziehen soll. Dabei dreht sich die Geschichte darum, wie man mit Liebe umgeht – und was passiert, wenn diese Liebe nicht erwidert wird.

Regisseur Alex Gargot inszeniert den Roboter als eine Figur, die gleichzeitig fremd und vertraut wirkt. Von den ersten Momenten, in denen er für seine Besitzerin den Haushalt schmeißt, bis hin zum emotionalen Höhepunkt der Zurückweisung, zieht das Video die Zuschauer:innen in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen. Musikalisch bleibt sich SAINt JHN treu: Body On Me ist eine dynamische Mischung aus introspektiven Texten und energiegeladenen Beats, die sowohl zum Nachdenken anregen als auch die Tanzfläche füllen. „Ich wollte, dass die Leute meine Musik auf allen Ebenen erleben können“, sagt der Künstler selbst über das Projekt.

Die Zukunft: Ein Mosaik aus Klängen?

Mit jedem neuen Projekt fügt SAINt JHN seiner künstlerischen Identität neue Facetten hinzu. Zwischen Ambient-Trap, Afrobeat und R&B erzählt er Geschichten von Traumata, Liebe und emotionaler Heilung. Es ist ein Klangbild, das so vielseitig ist wie sein Werdegang – und das er mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein präsentiert. „Ich kämpfe dafür, gehört zu werden“, sagt er. „Nicht nur für mich, sondern für alle, die aussehen wie ich.“

In einer Branche, die oft von Trends und Kurzlebigkeit dominiert wird, hat SAINt JHN seinen eigenen Kurs gefunden – scheinbar kompromisslos. Mehr als nur Musiker, versteht er sich selbst als Künstler, der in seinen Songs Grenzen auslotet und mutige Sprünge wagt, ähnlich einem Maler, der erst zufrieden ist, wenn jedes Detail seines Werks stimmt. Body On Me ist ein weiteres Beispiel dafür, dass SAINt JHN nicht einfach Hits abliefern will, sondern zeitlose Kunst schaffen möchte. Ob er beim nächsten Werk mit 64 Farben malt? Vielleicht. Doch bis dahin bleibt die große Frage: Wie lange müssen wir noch auf The Collection II warten – und wird es all die bestehenden Erwartungen erfüllen?

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