Roadmovie für die Ohren: Der „O Brother, Where Art Thou?“-Soundtrack wird 25

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Roadmovie für die Ohren: Der „O Brother, Where Art Thou?“-Soundtrack wird 25

Wenn drei Häftlinge in eine Dose singen, vier Schwarze Männer ihren tiefsten Bariton erklingen lassen und Alison Krauss als betörende Sirene lockt, dann sind wir mittendrin im Soundtrack von O Brother, Where Art Thou?. Kommt mit und begleitet uns auf eine musikalische Reise durch das Amerika der 1930er-Jahre.

„Verdammt, wir stecken in der Klemme!“ – ein Zitat, dass in Brother, Where Art Thou? von Joel und Ethan Coen (The Big Lebowski) immer wieder ausgesprochen wird und programmatisch für den gesamten Film steht: Die drei Häftlinge Ulysses Everett McGill (George Clooney), Pete (John Turturro) und Delmar O’Donnell (Tim Blake Nelson) haben genug vom Knast und brechen aus. Anschließend beginnt ihre „Mississippi-Odyssee“. Und genau wie im griechischen Original begegnen die drei Knackis auf ihrer Reise einem blinden Propheten (Lee Weaver), einem Einäugigen (John Goodman) und einer betörenden Gruppe Sirenen. Begleitet werden die Protagonisten dabei von einem Jahrhundert-Soundtrack, den T Bone Burnett sogar noch vor dem Film produziert.

O Brother, Where Art Thou?-Soundtrack: Eine Reise durch das musikalische Amerika

Im Gegensatz zu vielen anderen Streifen spielt der Soundtrack in Brother, Where Art Thou? keine nebengeordnete, sondern eine wichtige Hauptrolle. Zu hören gibt es zum Beispiel Songs aus der Musik der Appalachen, einer Gebirgsregion im Osten der USA und Kanadas, benannt nach dem indigenen Stamm der Apalachee. Dazu zählt das Vokalstück O Death, interpretiert von Ralph Stanley, aber auch der mehrstimmige Gesang Lonesome Valley, dargeboten von den Fairfield Four, deren Tieftonlagen jeden noch so guten Lautsprecher ins Schwitzen bringen. Etwas versöhnlicher klingt da Angel Band, gespielt von den Stanley Brothers und den Clinch Mountain Boys. Doch das war noch längst nicht alles, was der O Brother, Where Art Thou?-Soundtrack zu bieten hat. 

Da wäre zum Beispiel die unterhaltsame Country-Nummer Big Rock Candy Mountain, in der Harry McClintock von einer Art Schlaraffenland singt, wo jeden Tag die Sonne scheint, kleine Alkoholbäche die Berge hinunterfließen und man niemals die Socken wechseln muss. Norman Blake interpretiert anschließend den Klassiker You Are My Sunshine, der 1940 veröffentlicht wurde und dessen Ursprung bis heute umstritten ist. Die Hauptstimme der Sirenen übernimmt Alison Krauss, die mit ihrem Gesang den US-Traditional Down In The River To Pray verzaubert, unterstützt von einem wunderbaren Chor. Später legen Krauss und Gillian Welch den Song I’ll Fly Away nach, ebenfalls eins der beliebtesten Stücke des Soundtracks. Doch gab es da nicht auch noch den großen Hit?

Als die drei Hauptfiguren erfahren, dass es in ihrer Nähe einen Mann gibt, der Menschen dafür bezahlt, dass sie „in eine Dose singen“, gibt es kein Halten mehr. Sie suchen das Musikstudio auf, lügen dem blinden Inhaber eine hanebüchene Geschichte vor und dürfen schließlich einen Song aufnehmen. Der Name der Nummer: I Am A Man Of Constant Sorrow, ebenfalls ein traditioneller US-amerikanischer Folk-Song. Die Gesangsaufnahme stammt von einem Herrn namens Dan Tyminski, auch wenn im Film George Clooney als Frontmann der „Soggy Bottom Boys“ zu sehen ist. Mit ihm gab es während der Dreharbeiten ebenfalls einen Versuch, doch weil der Hollywood-Star nur drei Wochen am Set zugegen war, stand nicht genug Zeit für eine hochkarätige Aufnahme zur Verfügung. 

Mit Banjo und Bibel in die Charts

Nicht nur, dass der O Brother, Where Art Thou?-Soundtrack zweifelsohne zu den besten der Hollywood-Geschichte gehört. Nach seiner Erscheinung im Dezember 2000 stürmt er auch Platz eins der US-Albumcharts und kassiert langfristig 8-faches Platin. Was für ein Erfolg! Zusätzlich hagelt es Preise, wie den Grammy für das „Album of the Year“ 2002 sowie zwei weitere Grammys für die „Best Country Collaboration with Vocals“ und die „Best Male Country Vocal Performance“. Bei den Country Music Association Awards gibt’s ebenfalls eine Trophäe für das „Album of the Year“ – als erst zweiter Soundtrack überhaupt, nach Coal Miners Daughter im Jahr 1980. Wenn ihr demnächst also einen Filmabend mit guter Musik plant, wisst ihr, was zu tun ist!

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