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Foto: The Black Label

Allday Project mischen den K-Pop auf

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Der Titel ist hier durchaus wörtlich gemeint: Mit Allday Project debütierte vor einigen Wochen zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine gemischte K-Pop-Band, die weibliche und männliche Idols in ihren Reihen hat. Für großes Interesse sorgte außerdem die Tatsache, dass sie bei The Black Label gesignt sind – ein Unterlabel von YG Entertainment, das 2015 von Teddy Park gegründet wurde. Der wiederum ist einer der erfolgreichsten Produzenten Südkoreas und hat unter anderem viele Hits von Blackpink, Big Bang, 2NE1 und G-Dragon mitproduziert und -geschrieben.

Mit der neuen Band seines Labels hat Teddy Park nun einige Leute überrascht. Was auch daran liegt, dass die erste Single Famous ziemlich spannend ist. Teddy selbst hat zwar nicht mitproduziert, dafür ist interessanterweise der deutsche Produzent Jumpa dabei, der vor allem bekannt ist für seine Arbeit mit Apache 207, Udo Lindenberg, Badmómzjay und Capital Bra, aber nun auch im K-Pop Fuß gefasst hat. Schon die Beats von Blackpink-Jennies Mantra stammten von ihm.

Kein alltägliches Projekt also

Allday Project sind anscheinend so konzipiert, dass sie eben nicht alltäglich sind. Das wird auch immer wieder in den ersten Web-Dokus betont, mit denen sich die fünf vorgestellt haben. Man wolle vieles anders machen. Man setze auf Charakterköpfe und nicht auf ganz junge Idols. Solche Sätze fallen in der Kommunikation von Label und Band immer wieder, aber auch wenn das natürlich ein forcierter USP ist, hat er auch etwas Wahres.

Das geht schon bei der Besetzung los: Sie sind seit Jahren die erste groß startende co-ed k-pop group – also eine Band, die männliche und weibliche Idols in ihren Reihen hat. Das hat es irgendwie recht lange nicht mehr gegeben, und von den aktiven co-ed Acts fielen eigentlich nur noch KARD auf, die seit 2017 unterwegs sind und aus zwei männlichen und zwei weiblichen Idols bestehen.

Idols mit Vorgeschichte und ein Nepo Baby

Aber auch die Besetzung ist außergewöhnlich: Hier kommen einige sehr spannende koreanische Talente zusammen, die schon anderweitig aufgefallen sind und alle ihre eigene Geschichte mitbringen. Die Jüngste der Band (die im Koreanischen übrigens maknae genannt werden), ist die 19-jährige Youngseo. Sie hat als Teenagerin eine klassische Trainee-Ausbildung bei verschiedenen Produktionsfirmen durchlaufen, trat bei der Girlgroup Realitiy Survival Show R U Next? auf und war bereits in der Vorauswahl der Band Illit dabei. Außerdem ist sie seit gemeinsamen Trainee-Zeiten mit den jungen Frauen von NewJeans befreundet – dieser tollen K-Pop-Band, die leider gerade auf Eis liegen muss.

Annie (23) wiederum ist Ex-Trainee, war mal als Member der Girlgroup MEOVV im Gespräch, setzte dann aber erst einmal auf eine Modelkarriere. Sie ist vor allem in Südkorea ein Thema, weil sie das ist, was man gemeinhin ein „nepo baby“ nennt: Sie ist die Ur-Enkelin von Samsung-Gründer Lee Byung-chul, dessen Tochter – also Annies Oma – Vorsitzende der Shinsegae Group ist, die vor allem für ihre Kaufhäuser und die Discounter-Märkte Emart bekannt ist und auch mal Teil der Samsung-Gruppe war. Annies Mutter wiederum ist ebenfalls ein hohes Tier bei Shinsegae. Annies Talent spricht ihr zwar niemand ab, aber in der K-Pop-Bubble wird an ihrem Beispiel gerade diskutiert, dass viele junge Menschen, die den Karriereweg Idol einschlagen, aus gutem Hause stammen.

Rapper Tarzzan ist für viele eine Provokation

Wo wir gerade bei Kontroversen um die Allday Project Member sind: Der 22-jährige Tarzzan ist ebenfalls Model und studierte Tanz an der Korea National University of Arts. Er ist Liebling und Kritikpunkt zugleich. Über ihn wurde schon im Vorfeld heiß diskutiert, weil ihm vor allem PoCs der K-Pop-Community wegen seiner Braids-Frisur und seinem Style kulturelle Aneignung vorwerfen. Außerdem folgt er bei Social Media einigen Menschen, denen man vielleicht eher nicht folgen sollte – zum Beispiel Torey Lanez, der bekanntlich auf Megan Thee Stallion geschossen hat.

Auf den 20-jährigen Woochan können sich wiederum alle einigen: Er wurde durch die in Korea sehr beliebte Rap-Talent-Show Show Me The Money berühmt und stand schon im Kindesalter rappend vor TV-Kameras. Wie gut und schnell er am Mic ist, hat er also mehr als einmal bewiesen. Die 21-jährige Bailey, die südkoreanische und amerikanische Wurzeln hat, fand in der K-Pop-Bubble noch ein bisschen mehr Anklang: Die Tänzerin und Choreographin arbeitet schon seit ihrem 15. Lebensjahr mit großen K-Pop-Acts und ist für viele der noch heute geliebten Choreos verantwortlich – zum Beispiel für Taemins Tanz in Idea, die Savage-Moves von Aespa und den Dance Break von Lisa bei ihren Live-Auftritten mit dem Track Money.

Bullys oder bloß cool?

Den nachhaltigen Erfolg wird aber am Ende die Musik begründen – und die sitzt bei Allday Project bisher. Schon Famous war ein sehr selbstbewusster, mit Blick auf ihre Biografien (und ihre Labelheimat) cheeky getexteter K-Pop-Rap-Banger – und auch Wicked hat einen sehr spannenden Swag, der im Chorus schon fast ein wenig zu cool rüberkommt. Aber das passt wiederum ganz gut zur Attitude der Band – zumindest in den offiziellen Videos. Während sie in den zahlreichen Vlogs sehr sweet, lustig und tatsächlich untereinander verschworen wirken, spürt ein Teil der K-Pop-Fans eher Bully Vibes. Das liegt auch an einem Bandfoto, auf dem Allday Project große Ähnlichkeit mit den Bullys aus der koreanischen Serie The Glory haben. Andere feiern aber gerade das – und freuen sich drüber, dass hier mal alle tough sein dürfen und nicht wieder nur die Boys, während die Girls cute inszeniert werden.

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