DIY forever: Kurt Vile und Luke Roberts haben eine fantastische neue EP veröffentlicht
popkultur29.07.25
Freundschaft, Kollaboration und die schiere Freude am Jammen: Die Busenfreunde Kurt Vile und Luke Roberts haben endlich eine gemeinsame EP veröffentlicht. Die klingt so lässig, entspannt und ansteckend wie man sich das immer vorgestellt hat.
Kurt Vile ist unser aller Lieblingsslacker. Philadelphias vielleicht lässigster Star ist DIY in Reinform, einer dieser Künstler, die Musik atmen, leben, verstehen. Das hat er in den letzten 15 Jahren immer wieder bewiesen – mit Solo-LPs, aber auch als Sparringspartner von Courtney Barnett, John Prine, Hope Sandoval oder The Avalanches. Die Indie-Szene wäre ohne sein Zutun, ohne seinen Spirit, ohne seine offene Attitüde jedenfalls um einiges ärmer.
Der Slacker-Star und das Nashville-Talent
Ähnliches gilt für Luke Roberts, innig verehrter Songwriter als dem Country-Mekka Nashville. Seit den frühen Tagen seiner Karriere ist Vile selbsterklärter Riesenfan von Roberts. Nachdem sie sich über MySpace kennengelernt hatten (sic!), tourten sie gemeinsam für Kurt Viles bahnbrechendes Album B’lieve I’m Goin Down… und sind seither richtig dicke Freunde. Vile erinnert sich wie folgt an diese Tour: „Wir hatten damals unseren einzigen Nummer-eins-Hit und ich hatte Probleme mit der Technik. Ich hatte zum ersten Mal In-Ear-Monitore. Unsere Shows waren bestenfalls ein ziemliches Durcheinander.“ Höhepunkt war für ihn daher fast immer sein Gastauftritt bei Roberts’ Eröffnungsset. „Es war eine wilde Fahrt und es war wunderschön ... Seitdem glaube ich an ihn.“ Nur eines fehlte bislang immer noch – ein gemeinsamer Song. Bislang.
Vile baut ganze EP um einen Song
Auf Viles neuer EP Classic Love befindet sich mit dem bemerkenswerten Titelsong ein älteres Stück von Roberts, das die beiden gemeinsam aufgenommen haben. Diese bittersüße, langsam dahinschwebende Ballade ist keineswegs neu, bekommt jetzt aber endlich mehr Aufmerksamkeit. „Wir wussten immer, dass dieser Song etwas ganz Besonderes ist“, so Vile gegenüber dem Rolling Stone. „Er ist so großartig, dass ich eine ganze EP darum herum gebaut habe.“ Man versteht schnell, wieso Kurt Vile ein derart großer Fan des Songwriters aus Nashville ist: Der Song ist pur, wunderbar klassisch und von unaufgeregter Ruhe, die man nur nach unzähligen Konzerten und Schwielen an den Fingern erreicht. „Seine Songwriting, seine Darbietung, seine Aufnahmen – das sind einfach klassische Songs”, sagt Vile über seinen Kumpel. „Es ist irgendwie in der Tradition von Nashville, nur dass er ein ganz eigener, einzigartiger Spinner ist.”
Die EP Classic Love auf Vinyl im Circle Sore:
Classic Love ist aber nicht mal die einzige Kollaboration auf der EP. Auch Hit Of The Highlife ist beiden zuzuschreiben, eine wunderbar surrende, verschleppte, psychedelische Angelegenheit, die etwas von einem Sonnenuntergang in der Wüste hat. „Traurig und lustig zugleich“ sei die Stimmung in ihren gemeinsame Songs, meinte Vile dazu. Das darf gut und gern als Leitmotiv für die gesamte EP gelten. Slow Talkers ’22 und Wildflower runden diese starke EP ab und machen Lust, von Zug zu Zug zu springen und so kreuz und quer durch die USA zu reisen. Kurt Viles Musik hat dieses Element irgendwie immer. Und das soll sich bitteschön nie ändern.