Schluss mit Synth-Verbot: Queens erster Film-Soundtrack für „Flash Gordon“

Featured Image
Foto: David Tan/Shinko Music/Getty Images

Schluss mit Synth-Verbot: Queens erster Film-Soundtrack für „Flash Gordon“

Platin, Nummer-eins-Hits, ausverkaufte Stadionkonzerte: 1980 gibt es kaum eine größere Band als Queen. Doch zum Ende des Jahres hält das Universum noch eine Premiere für die Briten bereit: Mit dem Soundtrack zu der Space-Seifenoper Flash Gordon veröffentlichen sie am 8. Dezember 1980 ihre erste Filmmusik.

Februar 1980. Queen starten agil in die Achtziger und nehmen die Arbeit an ihrem achten Studioalbum The Game auf. Darauf enthalten: die leichtfüßige Elvis-Huldigung Crazy Little Thing Called Love sowie der Disco-inspirierte Basslauf-Megahit Another One Bites The Dust. Zeitgleich legen Queen mit einem weiteren Projekt los. Die Briten sollen den Soundtrack für Flash Gordon schreiben, die Verfilmung des gleichnamigen Comics, der seit den Dreißigern Kids auf der ganzen Welt begeistert. „Uns wurden schon mehrere Filme angeboten“, berichtet Queen-Schlagzeuger Roger Taylor in den Liner Notes eines Queen-Vinyl-Boxsets von 2015. „Aber Flash Gordon hat Brian [May, Queen-Gitarrist] und mich wegen der Dreißiger-Sci-Fi-Atmosphäre besonders angesprochen.“ Für Queen ist die Arbeit an dem Film-Soundtrack eine Premiere – und genau darin liegt wohl der besondere Reiz für die Briten.

Flash Gordon-Soundtrack: Queen betreten Neuland

Auch in anderer Hinsicht ist es das erste Mal: Noch nie zuvor wurde eine Rockband mit dem Soundtrack für einen Streifen beauftragt, in dem es nicht primär um Musik geht – und hatte dabei völlig freie Hand. „In vielen Fällen wurden solche Projekte weichgespült“, verrät Brian May später in einem Interview für queenonline.com. „Bands wurden gebeten, bloß kitschige Hintergrundmusik zu schreiben.“ Queen hingegen dürfen sich für den Flash Gordon-Soundtrack nach Herzenslust austoben, solange ihre Kompositionen zum Film passen. Nicht nur das: Die Band spielt die Stücke auch selbst ein. „Sie sagten uns damals, dass ein Orchester die Musik einspielen müsse“, berichtet Brian May im Interview mit Life After Movies von The Web Show. „Aber ich dachte: Wenn wir das im Rock-Stil hinbekämen, könnten wir damit Mauern einreißen.“ Gesagt, getan: Queen schicken das Orchester nach Hause und legen selbst Hand an.

Dazu gehört auch, dass im Hause Queen zum ersten Mal ein Synthesizer zum Einsatz kommt. „Bis dahin stand auf unseren Alben immer ‚Ohne Synthesizer‘, weil manche Leute dachten, dass unsere Gitarren- und Gesangsharmonien Synthesizer wären“, erklärt May. „Wir wollten klarstellen, dass in den Songs nur wir zu hören waren. Die Arbeit am Flash-Soundtrack hingegen war wie eine Einladung. Roger hatte diese wunderbare Maschine namens OBX und die passte perfekt, um Space-Geräusche zu erzeugen. Wir sind für Flash zum ersten Mal in die Welt der Synthesizer abgetaucht und haben nie zurückgeschaut.“ Auch die Idee, Zitate aus dem Film in die Songs einzubauen, stammt von den Musikern. Dazu erklärt Schlagzeuger Roger Taylor: „Wir dachten, wir bauen einige Ausschnitte ein, damit die Leute eine Vorstellung davon haben, was im Film passiert und welche Atmosphäre er hat.“

Der Soundtrack entsteht live zum Film

Die Aufnahme des Soundtracks geht altmodisch über die Bühne: Queen sitzen im Studio, auf einer großen Leinwand läuft der Film und sie spielen dazu. „Das macht heute keiner mehr“, erklärt Brian May. „Heute funktioniert sowas digital und Musiker können solche Soundtracks quasi zuhause aufnehmen. Ich bin sehr froh, dass wir es noch auf diese Weise erleben durften.“ Auch an seine Lieblingsszene erinnert sich Brian May noch genau. „Der Moment, wenn das Raumschiff von Kaiser Ming aus den Wolken aufsteigt“, erklärt er im Life After Movies-Interview. „Ich weiß noch genau, wie ich darüber nachgedacht habe, welche Musik zu dieser bedrohlichen Szene passen würde. Auf das Ergebnis bin ich sehr stolz.“ Die Begeisterung von Queen zahlt sich aus: Flash Gordon landet unter den 25 erfolgreichsten Kinofilmen des Jahres 1980. Sechs Jahre später nehmen die Briten wieder Filmmusik auf, diesmal für Highlander – doch das ist eine andere Geschichte.

Mehr Soundtracks im Circle Mag: