
Jimi Hendrix, Fugees und Deftones: 9 unveröffentlichte Alben, die wir gerne hören würden
popkultur12.03.25
Manche Platten sind so rar, dass selbst die größten Vinyl-Freaks garantiert kein Exemplar davon besitzen können. Es gibt sie nämlich gar nicht. Von Jimi Hendrix über die Fugees bis hin zu Charlie xcx und Deftones: Diese neun Alben wurden nie veröffentlicht, obwohl wir sie wirklich gerne hören würden.
1. Jimi Hendrix – Black Gold
Jimi Hendrix war und ist eine der größten Rocklegenden unter der Sonne, keine Frage. Doch der Gitarrenheld konnte auch anders. Zu Beginn der Siebziger nahm er, ausgestattet mit einer Akustikgitarre, einige ruhigere Songs auf Kassette auf. Auf das Etikett schrieb er: Black Gold. Kurz danach spielte Hendrix die Tapes seinem Schlagzeuger Mitch Mitchell vor, damit sie gemeinsam daran arbeiten konnten. Wenig später starb der virtuose Gitarrist mit nur 27 Jahren – und die Kassetten blieben in Mitchells Besitz. Der entdeckte sie viele Jahrzehnte später erst wieder. Inzwischen gibt es sogar Hörbeispiele, zum Beispiel dieses hier, aber eine komplette Veröffentlichung der Songs steht noch aus:
2. Fugees – Fugees
Mitte der Neunziger gab es am Hip-Hop-Himmel kaum einen helleren Stern als die Fugees. Nicht nur, dass sie mit ihrem Album The Score (1996) etliche Rekorde gebrochen hatten; auch die Soloalben der drei Bandmitglieder standen in unzähligen Plattenregalen. Leider sorgten damals persönliche Schwierigkeiten dafür, dass das Trio auseinanderbrach und erst Jahre später wieder zusammenfand. Die Umsetzung eines neuen Albums wurde zwar begonnen, aber nicht zu Ende gebracht. Und die Reunion-Tour geriet wegen der zwischenmenschlichen Probleme zum Desaster. Es ist schon ein Trauerspiel, wenn so viel Talent aufgrund von Befindlichkeiten ungenutzt bleibt.
3. Bruce Springsteen – Electric Nebraska
Ein Mann, eine Gitarre, ein Kassettenrekorder – Das sind die drei Dinge, die den Zauber von Bruce Springsteens Album Nebraska ausmachen. Eigentlich sollten die minimalistischen Aufnahmen, die heute auf der Platte zu finden sind, bloß Demos für die nächste Veröffentlichung vom „Boss“ sein. Doch als er die Songs später in der elektrisch verstärkten Variante samt E Street Band hörte, entschied er sich dazu, die neuen Aufnahmen einzumotten, und stattdessen seine Solo-Takes zu veröffentlichen. Schade eigentlich, denn laut Springsteens Schlagzeuger Max Weinberg sollen die archivierten Tracks „der Hammer“ sein.
4. Dr. Dre – Detox
Detox von Dr. Dre ist so etwas wie das Chinese Democracy der Hip-Hop-Welt. (Rock-Fans erinnern sich an das Guns N’ Roses-Album, das knapp zehn Jahre später erschien als angekündigt.) Schon seit 25 Jahren spricht der legendäre Produzent von seinem dritten (inzwischen vierten) Soloalbum; immer wieder kursieren angebliche Wasserstandsmeldungen. Doch nach Dres zweiter Platte 2001 (1999) erschien bloß noch das Album Compton (2015). Nicht nur das: Kurz zuvor erklärte er, dass Detox endgültig vom Tisch sei – nur, um die Gerüchteküche im Jahr 2021 noch einmal anzuheizen. Ob Dr. Dre Detox je veröffentlichen wird? Bei Chinese Democracy geschah ja auch ein Wunder …
5. Green Day – Cigarettes & Valentines
Green Day holten zu Beginn der Nullerjahre das Beste aus einer eigentlich sehr misslichen Lage. Kurz nachdem die Pop-Punks ihr siebtes Studioalbum Cigarettes And Valentines fertiggestellt hatten, wurden (der Legende nach) die Masterbänder mit den Aufnahmen aus dem Studio gestohlen. Alles weg, also: von vorn. Doch nicht mit Green Day. Nicht nur, dass die Masterbänder verloren waren; die Band verabschiedete sich auch gleich von den Songs darauf und komponierte in Windeseile ein komplett neues, energiegeladenes Album. Die Platte erschien am 21. September 2004, heißt American Idiot und bescherte den Kaliforniern den mit Abstand größten Erfolg ihrer Karriere.
6. Charli xcx – XCX World
Auch in den 2010er-Jahren wurde noch Musik geklaut, allerdings auf anderem Wege. Für Ende 2017 hatte Charli xcx ihr drittes Album geplant. Doch dann hackte jemand den Computer mit einigen Aufnahmen, stahl sie und stellte sie ins Internet. Wilde Spekulationen um den Titel der Produktion und die Songs darauf entflammten; Charli selbst hatte damit nichts zu tun. Ihre Reaktion: Sie archivierte das komplette Album und widmete sich ihrem nächsten Projekt. „Auch wenn die Musik großartig war“, erklärt sie 2019 in einem Interview über das abgebrochene Projekt, „ist diese Zeit für mich vergiftet, weil ich gehackt worden bin.“ Eine Veröffentlichung ist also unwahrscheinlich.
7. Wicked Lester – Wicked Lester
Eugene Klein und Stanley Eisen konnten sich zu Beginn der Siebziger ganz schön glücklich schätzen. Weil sie Ron Johnson kannten, einen Toningenieur der legendären Electric Lady Studios in New York, durften sie dort kostenlos ihre Songs aufnehmen, wenn der Aufnahmetempel gerade nicht belegt war. Das taten die beiden auch und wollten die Stücke später als Debütalbum ihrer Band Wicked Lester rausbringen. Daraus wurde nichts, weil die Tracks den qualitativen Ansprüchen nicht genügten. Doch die zwei Musiker gingen schlauer aus der Sache heraus, verpassten sich die Künstlernamen Gene und Paul – und gründeten wenig später eine nicht ganz unbekannte Truppe namens Kiss
8. Lady Of Rage – Eargasm
Für The Lady Of Rage ist alles ziemlich blöd gelaufen. Zu Beginn der Neunziger stand die Rapperin aus Virginia bei Death Row Records unter Vertrag, also der Plattenschmiede von Dr. Dre, die damals auch das Zuhause von Hip-Hop-Legende Snoop Dogg war. Genau der wird ihr damals zum Verhängnis, denn als ihr Debüt Eargasm bereits im Kasten ist, disponiert das Label plötzlich um und konzentriert sich voll auf D-O-Double G. Die erste Platte von The Lady Of Rage wird verschoben und verschoben … bis Dr. Dre schließlich bei Death Row aussteigt und somit auch das Debüt im Archiv verschwindet. Erst 1997 veröffentlichte die Rapperin ihr erstes Album Necessary Roughness.
9. Deftones – Eros
Am 13. April 2013 erlitt die Alternative-Metal-Band Deftones den vielleicht größten Rückschlag ihrer Laufbahn. Nachdem er bereits eine lange Leidensgeschichte inklusive Autounfall und Koma hinter sich hatte, starb Bassist Chi Cheng an jenem Tag mit nur 42 Jahren an einem Herzinfarkt und hinterließ eine große Lücke im Leben seiner Bandkollegen. Damals arbeitete die Gruppe an einem neuen Album namens Eros, das anteilig bereits fertiggestellt war. Doch durch den Tod ihres Freundes und Mitmusikers fühlte es sich für die Band falsch an, weiter an der Platte zu arbeiten. Lediglich der Song Smile erschien zu Chengs erstem Todestag auf YouTube.