Menschen, Dinge, Phänomene oder Objekte, die in Fünfergruppen auftauchen, gibt es ganz schön viele: Finger, Weltreligionen, Elemente, Freunde, Sinne, Wirtschaftsweise, Jackson-Geschwister, olympische Ringe, ach, die Fünfergruppen nehmen gar kein Ende.
Bei der berühmten Motown-Band The Temptations markiert die sogenannte "Classic Five”-Ära die vielleicht erfolgreichste Zeit des damals fünfteiligen Gespanns. Zum Jubiläum des unverschämt guten Albums Gettin’ Ready aus dem Jahr 1966 lohnt ein kleiner Rückblick, zumal man auch die weniger bekannten Songs der Band neuerdings wieder hören kann auf Parties und in schicken Cafés. Der Sommer des Jahres 1966 soll heiß gewesen sein in Detroit und hier hatte sich ein paar Jahre zuvor ein Musiklabel gegründet, dessen Name zum Synonym für ein ganzes Genre werden sollte: Motown. Die Temptations gehörten zusammen mit dem jungen Stevie Wonder und The Supremes mit Diana Ross zu den ersten Künstlern, die Motown unter Vertrag nahm. In den ersten Jahren gab es viele Wechsel im Team der Vokalgruppe, bis 1963 die klassische Formation stand: Otis Williams, Melvin Franklin, Paul Williams, Eddie Kendricks und David Ruffin.
Vor Gettin’ Ready hatte die Gruppe bereits drei erfolgreiche Alben herausgebracht. Dann kam der heiße Detroiter Sommer und mit ihm Gettin Ready. Auf dem Album sind nicht die ganz großen Hits wie My Girl oder Papa Was A Rolling Stone aber es ist insofern interessant, weil es einen Szenenwechsel auf der Hinterbühne der Temptations markierte. Ein Teil des Albums wurde von Smokey Robinsons produziert, der bislang als Produzent und Songschreiber fungiert hatte und selbst Mitglied der bekannten Motown-Vocalgroup The Miracles war.Seinen letzten Auftritt hatte Robinson jedoch mit Get Ready, das es nicht unter die Top 20 der Popcharts schaffte, sondern auf Platz 29 stagnierte. Eddie Kendricks sang die Leadvocals mit seiner engelsgleichen hohen Tenorstimme, es ist auch heute noch eine vollendete Popnummer. Nur hatte Motown-Gründer Berry Gordy offenbar anderes vor mit den Temptations. Die fünf Sänger sollten weniger brav und poppig sein und mithilfe prominenter Bläser und einem Sound ähnlich dem von James Brown kantiger werden. Weniger Pop, mehr Rock’n’Roll. Dafür wurde als Produzent und Songwriter Norman Whitfield engagiert, der den zweiten Hit des Albums lieferte.
Der Graben ist auf dem Album deutlich zu hören. Statt der knabenhaften Stimme Kendricks schrieb Whitfield seine Songs nun der rauchigen Gospelstimme von David Ruffin auf den Leib. Dieser war erst kurz zuvor zu den Temptations gestoßen und der gemachte Entertainer: flirty gegenüber den Ladies, easy in den Hüften, ein Tänzer und ein Showmaster.
Ain’t Too Proud To Beg, die zweite Single des Albums, ist das erste Werk Whitfields und bestimmte den künftigen Ton. Wobei der raue Tenor Ruffins und der schwerere Soulsound den Songtext eher karikieren, in dem Ruffin nämlich davon singt, dass es ok sei, als Mann zu weinen. Aber er tut dies eben mit einer Stimme, die von Whiskey nur so trieft:
Now I heard a cryin' man,
Is half a man with no sense of pride
But if I have to cry to keep you,
I don't mind weepin' if it'll keep you by my side
Innerhalb der Motown-Familie gab es regen künstlerischen Austausch und so finden sich auch andere Vocalbands wie The Supremes unter den Sängern und Sängerinnen auf dem Album sowie Gastautoren wie die Musiker von den Miracles. Herauszuheben auf dem Album sind auch das wunderschöne Lonely Lonely Man Am I, eine traurige Ballade eines Verlassenen (überhaupt geht es viel um Liebeskummer auf dieser Platte), und Who You Gonna Run To, dessen Strophe sofort ins Ohr geht. Der Refrain dagegen ist so schräg gesungen, dass man beim Mitsingen vollkommen verloren ist und sich wundert, wieso die Band das Ganze nicht noch einmal aufgenommen hat – vorher mit Stimmgabel aufeinander abgestimmt. Für alle Motown-Fans sind die Alben der Temptations ein Muss. Und sowieso sei allen empfohlen, Gettin’ Ready doch mal beim nächsten Grillabend aufzulegen. Funktioniert garantiert als eleganter Stimmungsmacher und harmoniert mit allem, ob Wurstsalat, gegrilltes Gemüse oder argentinisches Steak.