Olivia Rodrigo ist die Königin von Spotify. 2021 führte sie alle Streaming-Bestenlisten an, brach mehrere Rekorde. Aber wer steckt eigentlich hinter dem Hype? Eine Annäherung in sieben Songs.
von Björn Springorum
Es wäre ein Leichtes, Olivia Rodrigo als typisches Casting-Sternchen abzutun. Als Plastikware, gezüchtet für den größtmöglichen Erfolg und einen baldigen Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Hat man bei Billie Eilish damals auch gesagt. Ganz ähnlich verhält es sich bei Olivia Rodrigo. Mit gerade mal 18 Jahren veröffentlicht die Künstlerin mit Disney-Background vergangenes Jahr ihr Debüt SOUR. Und legt gleich mal eins der erfolgreichsten Alben des Jahres vor.
Auch die Kritik ist begeistert: Bei den diesjährigen Grammys im April könnte Rodrigo der ganz große Triumph gelingen. Bis dahin schauen wir uns mal ihre sieben wichtigsten Songs an. Davor aber gleich noch eine Nachricht an Damon Albarn: Auch Rodrigo schriebt ihre Songs selbst. Ehe du dich wieder in die Nesseln setzt…
1. All I Want
Olivia Rodrigos Karriere beginnt, wie einige andere, bei Disneys High School Musical. Für die Erfolgsserie schreibt sie 2019 die sanfte Streicher-Ballade All I Want – allein und binnen dreier Tage. Die Nummer wird der größte Hit, der jemals aus dem Franchise hervorging, und machte die Welt erstmals im großen Stil auf die damals 17-jährige Rodrigo aufmerksam.
2. Drivers License
Danach geht alles ganz schnell. Am 8. Januar 2021 veröffentlicht Rodrigo ihre Single Drivers License. Und binnen einer Woche wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Gleich zweimal in der ersten Woche brach der Song den Rekord für die meisten Streams innerhalb eines Tages. Nach einer Woche wurde der Song 80 Millionen Mal gestreamt und stürmte die Charts in zahlreichen Ländern. Vollkommen zurecht: Die Bedroom-Pop-Nummer ist stark, griffig, emotional und führt den Grundgedanken von Taylor Swift und Lorde einer neuen Generation zu.
3. Brutal
Zwischen ihren großen Balladen zeigt Olivia Rodrigo gern eine andere Seite. Wie auf Brutal, einem erstaunlich harten Pop-Punk-Song mit verzerrten Vocals, in dem ihre Einflüsse für No Doubt oder die White Stripes durchschimmern. Es ist die Musik ihrer Eltern, mit der Rodrigo aufgewachsen ist. Spannend zu sehen, wie eine vollkommen neue Generation diese Bands rezipiert und interpretiert. „I’m so insecure, I think that I’ll die before I drink“ singt sie in Anspielung auf das legal drinking age von 21 Jahren in den USA, von dem sie noch ein ganzes Stück entfernt ist.
4. Traitor
Dass Olivia Rodrigo auch von Billie Eilish beeinflusst ist, zeigt sich in einer Nummer wie Traitor. Getragen, melancholisch, so gar nicht jugendlich – die Nummer ist eins der eindeutigen Highlights von SOUR und punktet mit einer gewissen Zeitlosigkeit. Kein Wunder wird Olivia Rodrigo als Reinkarnation der Power-Balladen-Queen angesehen.
5. Deja Vu
Wie vielschichtig und versatil Rodrigo schon auf ihrem Debüt ist, zeigt auch Deja Vu. Als Nachfolger von Drivers License schlägt der Song eine merklich andere Richtung ein und umgarnt mit einer psychedelischen, bittersüßen, verwaschenen Indie-Pop-Aura. Nach dieser Single ist die Musikkritik einig wie selten zuvor: Hier ist man live bei der Geburt eines nächsten Superstars dabei.
6. Good 4 You
Single drei, Good 4 You, wird kurz vor SOUR veröffentlicht. Und zeigt wieder eine ganz andere Facette: Die Nummer ist flott, rockig und euphorisierend, ihr Gesang triumphiert über Trübsal und Herzschmerz. Pop Punk für die Generation Z, im Musikvideo sichtlich orientiert an den Neunzigern und frühen Zweitausendern, beseelt von Vorbildern wie Alanis Morissette. Hier bringt die neue Stimme einer Generation ihren Fans ein wenig Musikgeschichte bei und liefert gleich ein starkes Statement für Selbstbestimmung.
7. Jealousy, Jealousy
Ein entspannt swingender Groove, ein satter Bass, selbstvergessene Vocals, schräge Pianoklänge und ein Tribut an die großen Alternative-Rock-Damen der Neunziger: Auch zwischen den Non-Single-Songs des Albums finden sich jede Menge Beispiele für die Vielseitigkeit und das Talent dieser jungen Ausnahmekünstlerin. Als würden Taylor Swift, Lorde und No Doubt gemeinsam einen Song schreiben und dabei ganz aus Versehen den Nerv einer ganzen Generation treffen.
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