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Titelfoto: Paul Harris/Getty Images

„Wish“: Der späte Mega-Erfolg von The Cure

Manchmal lässt sich der Erfolg Zeit. Erst mit ihrer neunten Platte Wish landen The Cure 1992 ihren größten Hit. Vor allem die Single Friday I’m In Love schlägt weltweit ein und läuft noch heute regelmäßig im Radio — und das obwohl The-Cure-Frontmann Robert Smith beim Komponieren der Nummer von einer großen Sorge geplagt wird …

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Wish von The Cure anhören:

Acht Alben, mehrere Besetzungswechsel und Konzerte in aller Welt: Als The Cure im Jahr 1991 die Arbeit an ihrer neunten Platte Wish aufnehmen, hat die Gruppe schon über zwölf Jahre Bandgeschichte hinter sich. Zu jener Zeit ahnen die Briten wohl noch nicht, dass sie mit ihrem nächsten Werk den größten Wurf ihrer Karriere landen werden. Doch auch über den Erfolg hinaus markiert Wish eine Zeitenwende in der Geschichte von The Cure: Es handelt sich um das vorerst letzte Album mit Gitarrist Porl Thompson und Schlagzeuger Boris Williams sowie um die erste LP-Veröffentlichung mit Multi-Instrumentalist Perry Bamonte. Doch beginnen wir vorne.

„Ich stelle für jedes unserer Alben ein paar Stücke zusammen, die etwas haben, das ich gerne einfangen möchte“, verrät The-Cure-Frontmann und -Mastermind Robert Smith 1992 in einem Interview mit dem Magazin Guitar Player. Im Vorfeld des Songwritings für Wish lässt er sich unter anderem von Mesmerise von Chapterhouse und Human von The Human League inspirieren. „Man kann in den beiden Songs weder klanglich noch strukturell irgendwas erkennen, das unsere Arbeit beeinflusst hat, aber es gibt darin etwas Undefinierbares, das ich gerne einfangen wollte. In einer Nacht habe ich Mesmerise bestimmt 20 Mal gespielt. Dabei habe ich getrunken, immer lauter gedreht und mich in eine Art Trance versetzt.“

Wish von The Cure: Goth-Pop statt dauerhafter Düsternis

Auf Wish gehen The Cure neue musikalische Wege. Zwar halten die Briten an ihrem erfolgreichen Gothic-Sound fest, mischen die düsteren Töne aber verstärkt mit fröhlicheren Alternative-Elementen, wie es die Band auf den drei Alben zuvor bereits angedeutet hatte. „Die Pop-Hits haben für unseren Erfolg gesorgt“, erklärt Frontmann Smith 2008 in einem Interview mit Female First. „Ich denke, das war immer unsere Absicht: die Leute anzulocken und sie dann zu erdrücken. Ein kleiner Teil dessen, was wir machen, ist für zeitgenössische Musik ziemlich düster, trostlos und hoffnungslos und ich liebe diese Seite von uns. Mir ist aber auch klar, dass es verdammt schrecklich wäre, wenn das alles wäre, was wir machen würden. Ich war mir immer darüber im Klaren, dass man die Pille ein wenig überzuckern muss, aber nicht auf banale Art und Weise.“

Friday I’m In Love: ein Hit für die Ewigkeit

Mit Friday I’m In Love enthält Wish ein Musterbeispiel für jene leicht verdaulichen Pop-Songs, die The Cure zu ihrem kommerziellen Erfolg verhelfen. „Der Songs ist fast kalkuliert“, verrät Smith im Interview. „Die Akkordfolge ist wirklich gut.“ Genau darum macht sich der The-Cure-Frontmann eingangs allerdings auch große Sorgen: „Ich konnte nicht glauben, dass noch niemand die Akkordfolge benutzt hatte. Ich habe damals so viele Leute gefragt. Wegen der Drogen war ich ja sowieso schon paranoid. Ich war mir sicher, dass ich den Song geklaut hatte und dass ich ihn unmöglich erfunden haben konnte. Ich habe jeden gefragt, den ich kannte, wirklich jeden.“ Zum Glück entpuppen sich die Bedenken des Sängers als unberechtigt.

Intern dreht sich bei The Cure zu Beginn der Neunziger das Besetzungskarussell. Keyboarder Lol Tolhurst muss aufgrund seiner Probleme sogar schon Ende der Achtziger seinen Hut nehmen. An seine Stelle rückt Roger O’Donnell, später übernimmt Perry Bamonte, der auch auf Wish zu hören ist. Gitarrist Porl Thompson steigt Anfang 1993 aus, also handelt es sich bei Wish um sein vorerst letztes Album mit The Cure, bevor er 2005 zur Band zurückkehrt. Schlagzeuger Boris Williams verlässt The Cure Ende 1994. Für ihn markiert Wish die letzte The-Cure-Platte.

„Der Typ, der Friday I’m In Love singt“

Als Wish am 21. April 1992 erscheint, hagelt es von allen Seiten begeisterte Kritiken. In Großbritannien und Australien landen The Cure auf Platz eins der Albumcharts, sogar in den USA reicht es immerhin zum zweiten Platz. Als besonders erfolgreich entpuppt sich die zweite Single Friday I’m In Love, die in mehr als zehn Hitparaden in der Top 20 landet. „Es ist schon komisch, dass wir überall als Goth-Band verkauft werden“, findet Smith 2004 in einem Interview mit dem Mojo Magazine. „Für die breite Öffentlichkeit sind wir das nämlich gar nicht. Für Taxifahrer bin ich der Typ, der Friday I’m In Love singt. Nicht der Typ, der Shake Dog Shake oder One Hundred Years singt.“ Es gibt sicher Schlimmeres.

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