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The Last Dinner Party (Foto: Cal McIntyre)

25 aus 2025: Das sind die besten Alben des Jahres

Es war ein gutes Jahr für Musikfans. Von Florence + the Machine bis Turnstile, von Sam Fender bis Ethel Cain: Hier kommen unsere Alben des Jahres 2025!

Florence + the Machine – Everybody Scream

Musikgewordener Folk-Horror aus den nebligen Korridoren von Florence Welchs Seele: Mit Everybody Scream legen Florence + the Machine rechtzeitig zu Halloween ein weltbewegendes, berstend intensives Album vor. Randvoll mit kollektivem Schmerz, weiblichem Trauma und jeder Menge schwarzmagischer Wut, zieht die Band eindrucksvoll alle Register ihres gotischen Könnens.

FKA twigs – Eusexua

Eusexua fühlt sich an wie ein permanenter Schwebezustand. FKA twigs denkt Nähe, Begehren und Selbstschutz nicht als Gegensätze, sondern als Bewegungen, die ineinander übergehen. Die elf Songs wirken wie Versuche, Verletzlichkeit auszuhalten, statt sie aufzulösen. Klanglich bedient sie sich frei bei Trance, Jungle und Rave, ohne je auf ein festes Zentrum zuzusteuern. Höhepunkte werden angedeutet und wieder entzogen, Spannungen bewusst offengelassen. Eusexua lebt von dieser Unruhe: Schmerz bleibt präsent, aber wandelbar und genau darin entfaltet das Album seine Sogwirkung.

Turnstile – NEVER ENOUGH

Aus der Hardcore-Bastion ist ein globaes Phänomen geworden: Mit NEVER ENOUGH schließen Turnstile ihre Memamorphose endgültig ab und balancieren perfekt zwischen fetten Hardcore-Riffs und Achtziger-Pop. Niemand reiht Funken schlagende Uptempo-Abrisse so mühelos und spielend an transzendente Popmomente. Was für eine Energie, was für eine Band.

Lady Gaga – Mayhem

Lady Gagas Rückkehr zum bombastischen, zügellosen, radikalen, provokanten Pop hätte kaum üppiger ausfallen können. Sie erfindet den düster-industriellen Stil ihres Debüts The Fame einfach von Grund auf neu und beschert dem Synth-Pop einen abgründigen, lustvollen, doppelbödigen Klassiker voller Schatten, Untiefen und Fallen. Könnte 2026 den Grammy geben. Und das so was von verdient.

Diese und mehr Alben des Jahres 2025 im Circle Store:

Lorde – Virgin

Mit Virgin nimmt Lorde uns einmal mehr mit in ihr Innerstes. Auf elf Songs setzt sie sich mit Identität, Körperbildern, Herkunft und Selbstwahrnehmung auseinander und findet dafür eine Sprache, die schwer greifbar, aber umso eindringlicher ist. Klanglich knüpft sie lose an die elektronische Klarheit von Melodrama an, wirkt dabei jedoch reduzierter und schonungsloser. Hier gibt es keine Party, keine Fluchtbewegung, dafür Lordes markantes Timbre, das Wahrheiten über Generationentrauma, Gender und Selbstzweifel ausspricht. Virgin klingt nach Befreiung und nach Lordes persönlicher Offenbarung.

Pulp – More

2025 war unbestritten das Jahr des Britpop. Und auch wenn auf den Bühnen niemand auch nur ansatzweise an die Macht von Oasis herankam: Die beste neue Platte des Genres kommt von Pulp. Die beweisen mit More, dass sie sich immer noch besser als die meisten darauf verstehen, kluge Lieder mit Ironie, Hingabe und lakonischer Brit-Schnauze zu schreiben. Jarvis Cocker gefiel uns zumindest niemals besser als jetzt. Und Glastonbury 2025 war fast genau so genial wie 1995.

Betterov – Große Kunst

Große Kunst ist kein Album, das laut schreit, es zieht einen leise hinein. Betterov richtet diesmal den Blick auf Begegnungen und Erinnerungen, die zunächst unscheinbar wirken und sich erst mit der Zeit entfalten. Seine Texte funktionieren wie offene Räume, sie sind persönlich verankert, aber weit genug, um größere Fragen mitzudenken. Das Album ist gespickt mit Zeitstempeln, dem 17. Juli 1989 zum Beispiel, aber auch strukturiert durch Intermezzo I und II sowie einen Epilog. Es wirkt taktiert mit klarem Aufbau und versucht somit das Versprechen einzuhalten, das sein Titel bereits ausdrückt. Dennoch: Große Kunst ist kein fertiges Denkmal, sondern ein ehrlicher Zwischenstand, einer, der lange nachhallt und zeigt, wie viel noch möglich ist.

Lambrini Girls – Who Let The Dogs Out

2025 war auch das Jahr, in dem die Lambrini Girls endlich vom UK-Geheimtipp zur Wunderwaffe wurden. Gleich im Januar greifen sie mit ihrem unverblümten, unverschämten, unverzichtbaren Debüt Who Let The Dogs Out an, ein lauter, roher, feministischer Schlag in die Fresse des Patriarchats. Vergesst den Brat Summer, die beiden Musikerinnen aus Brighton weihten uns 2025 alle in die Cuntology ein.

Deafheaven – Lonely People With Power

Black-Metal-Album des Jahres? Sehr wahrscheinlich – wenn man die Wunderkinder von Deafheaven eben wirklich in diese Schublade pressen mag. Passt natürlich teilweise, vor allem, weil Lonely People With Power ihr aggressivstes Album seit Jahren ist. Der Band aus Kalifornien gelingt ein künstlerischer Triumph, der zu gleichen Teilen in Stücke reißt und aufrichtet, zu gleichen Teilen garstig und berstend laut fordert und mit grandiosen Melodien verwöhnt. Ihr bestes Album. Mit Abstand.

Lola Young – I’m Only F**king Myself

Lola Young legt mit ihrem neuen Album ein klares Statement vor. Nach dem Erfolg von This Wasn’t Meant For You Anyway und dem viralen Hit Messy geht sie auf I’m Only F**king Myself noch einen Schritt weiter. Das Album ist gleichzeitig Mittelfinger und Umarmung: an die Gesellschaft, an ihre Supporter:innen, an sich selbst. Tracks wie One Thing feiern selbstbestimmte weibliche Sexualität, während Songs wie Why Do I Feel Better When I Hurt You? introspektiv und verletzlich bleiben. Lola Young zeigt hier die Widersprüchlichkeit ihres Innenlebens und liefert so eines der eindrucksvollsten Alben des Jahres.

Yungblud – Idols Pt. 1

2025 konnten wir alle dabei zusehen, wie ein neuer Superstar geboren wird: Mit Yungblud bekommt der englische Rock’n’Roll seine erste Ikone seit Alex Turner von den Arctic Monkeys oder Brian Molko von Placebo. Schon mit seinen letzten Platten wurde er zunehmend zum Phänomen, mit seinem gewagten Epos Idols befreite er sich von allen Erwartungen – riskierte alles und gewann noch viel mehr. Mittlerweile veröffentlicht er EPs mit Aerosmith oder tritt mit Slash auf. In anderen Worten: 2025 war vor allem das Jahr von Yungblud.

Wet Leg – Moisturizer

Wet Leg bleiben auch 2025 herrlich unangepasst und hielten das Jahr feucht. Mit Moisturizer legt die Band ein Album vor, das ihre Vielseitigkeit und Experimentierfreude noch stärker ausreizt. Sängerin Rhian Teasdale und Co-Writerin Hester Chambers balancieren auf zwölf Tracks mühelos zwischen sanften Indie-Momenten und kantiger Rauheit. Songs wie Catch These Fists oder Jennifer’s Body feiern das Schräge, Unbekannte und Unbequeme und damit genau das, was Wet Leg ausmacht. Moisturizer fühlt sich wie ein logischer nächster Schritt an. Es ist größer, selbstbewusster und bereit, den eigenen Kosmos weiter auszudehnen. Davon hören wir gerne mehr.

Deftones – private music

Die Deftones zeigen 2025, wie man die eigenen Wurzeln ehrt und in einen Sound integriert, der dennoch alles andere als angestaubt oder von gestern ist. private music wird dadurch zu einem schroffen, düsteren, harten und ätherisch schönen Album, das all jene lieben, die nach den frühen Platten der Band ausgestiegen sind. Aber eben auch jene, die den Alternative-Metal-Ikonen immer treu geblieben sind. Und selbst die, die die Band erst 2025 für sich entdeckt haben. Das waren mehr, als man zuvor erwartet hätte.

Olivia Dean – The Art Of Loving

Olivia Dean hat uns dieses Jahr beigebracht, wie sich Wärme anhören kann. Auf The Art Of Loving zeigt sie sich verletzlich und zugleich souverän, indem sie ihren Sound weiter verfeinert und unverkennbar zu ihrem eigenen macht. Zarte Streicher, sanfte Pop-Momente, Dreivierteltakt-Schwelgereien und Texte voller Verständnis verbinden sich zu einem Album, das tröstet, ohne kitschig zu sein. Die Künstlerin schafft es, Nähe herzustellen und das Gefühl zu vermitteln, dass wir mit den eigenen Emotionen nicht allein sind. Gleichzeitig festigt sie hier endgültig ihren Status als international erfolgreiche Künstlerin. Mit all dem stimmten wir Olivia Dean aus vollem Herzen zu, wenn sie singt: „It’s so easy to fall in love with me.“

Ethel Cain – Willoughby Tucker, I’ll Always Love You

Willoughby Tucker, I’ll Always Love You setzt Ethel Cains musikalische Erzählung konsequent fort. Als Weiterführung von Preacher’s Daughter ist das Album genau das, was sein Titel schon ahnen lässt: eine Reise. Ethel Cain gräbt tief, löst Emotionen aus, die lange verborgen schienen, und lässt eine sehnsüchtige Leere zurück. Die teils zehnminütigen Songs entfalten sich langsam, intensiv und ohne je an Spannung zu verlieren. Ethel Cain beweist erneut, dass Aufmerksamkeit kein knappes Gut sein muss, wenn Kunst berührt. Sie bricht Herzen, um sie im selben Atemzug wieder zusammenzusetzen und lässt dabei immer ein Stück von sich zurück

Bad Bunny – Debí Tirar Más Fotos

Debí Tirar Más Fotos erschien mitten im europäischen Winter und fühlte sich sofort wie ein Kurzurlaub an. Auf seinem sechsten Album feiert Bad Bunny eine triumphale Rückkehr zu seinen Wurzeln und nimmt uns mit auf eine Reise durch die musikalische Vielfalt Puerto Ricos. Die 17 Songs verbinden Sommerhit-Potenzial mit kultureller Verankerung, Nostalgie mit Selbstreflexion. Bad Bunny klingt dabei so mühelos wie selbstverständlich weltumspannend: von Megakonzerten bis zur persönlichen Erinnerung. Debí Tirar Más Fotos ist nicht nur ein Album voller Sonne und Rhythmus, sondern auch eine Liebeserklärung an Herkunft, Gemeinschaft und das Festhalten von Momenten, bevor sie vergehen.

Sabrina Carpenter – Man’s Best Friend

Pop-Prinzessin Sabrina Carpenter hat uns 2025 mal wieder demonstriert, wie viel es noch zu tun gibt an den Fronten der Aufklärung und des Feminismus. Ihr ironisches Cover zu Man’s Best Friend zog Entrüstung und Häme mit sich, war aber eigentlich nur als Kritik am immer noch herabsetzenden Frauenbild in der Popmusik gedacht. Musikalisch macht Carpenter natürlich, was sie am besten kann: herrlich flotten Pop mit Soft-Rock-Seite und Stevie-Nicks-Anleihen, textlich voller sexueller Innuendos und scharfzüngigem Witz.

Sam Fender – People Watching

Das „People-Watchen“ wurde für Sam Fender zu einem Mittel, um durch eine schwere persönliche Zeit zu kommen. Aus diesem Prozess entstand ein Album, das Verlust, Trauer und Verarbeitung genauso thematisiert wie das Leben „normaler“ Menschen und den politischen Zustand seiner Heimat England. Fender beobachtet genau, empathisch und wütend zugleich. Musikalisch bleibt er seinem vertrauten Sound treu: große Refrains, ehrliche Texte, Stadiontauglichkeit mit Herz. People Watching ist ein Album übers Hinsehen und eine zerbrechliche Vergänglichkeit. Und ein wohlverdienter Preisträger des diesjährigen Mercury Prize.

Rosalía – Lux

Vielleicht nie zuvor bekam ein spanischsprachiges Popalbum so viel Aufmerksamkeit vom Feuilleton und von der Kulturwelt. Mit Lux legt Spaniens Superstar Rosalía ein faszinierendes, sinnliches Werk über Spiritualität und Weiblichkeit vor, ein überbordendes avantgardistisches Kunstwerk, das sich an Heiligen der Weltgeschichte entlanghangelt und existenzielle Fragen stellt – verpackt in einem Sound irgendwo zwischen Björk und La Sagrada Familia.

Blumengarten – Ich liebe dich für immer

Mit Ich liebe dich für immer haben Blumengarten im März ihr Debütalbum vorgelegt und damit spürbar eine neue Phase eingeläutet. Der Longplayer bleibt dem vertrauten Blumengarten-Gefühl aus Wärme, Romantik und heilendem Schmerz treu, erweitert dieses aber deutlich. Hip-Hop- und House-Drumbeats treffen auf analoge Synths, Orgel, Mellotron-Flöten und Akustikgitarren. Rayan Djimas Stimme wird spielerischer eingesetzt, Autotune-Chöre öffnen den Sound stellenweise gezielt. Songs wie Sonne im August, Daheim oder Träum von Dir zeigen: Dieses Album klingt nach Blumengarten, nur größer, voller und klarer in seiner Vision.

Tyler, the Creator – Don’t Tap The Glass

Drei Tage vorher angekündigt und vom Fleck weg einer der großen Rap-Momente des Jahres: Auf Tyler, the Creator ist weiterhin Verlass. Don’t Tap The Glass ist ein wilder Ritt, kaum eine halbe Stunde lang und doch überschäumend vor Ideen, Einflüssen, Samples, Beats und verrücktem Genius. Ein Album zum Tanzen wollte er machen, und das hat er: Weniger konzeptionell überfrachtet als man das üblicherweise von ihm kennt, aber dennoch intelligent. Und insgeheim ein Tribut an die sambische Rockband Ngozi Family.

Ikkimel – Fotze

Nachdem Ikkimel den Fotzenrap perfektioniert hat, wäre jeder andere Albumtitel unpassend und wohl auch enttäuschend gewesen. Mit Fotze liefert die Berliner Künstlerin 13 atzige Tracks über Feierei, Lust und selbstbestimmte Sexualität. In 31 Minuten spuckt sie provokante Lines auf treibende Beats mit einer Haltung, die keiner Rechtfertigung bedarf. Tracks wie das Statement Jetzt erst recht, das partytaugliche Unisexklo oder ein Moneyboy-Feature auf Baddie fügen sich nahtlos in den bereits vorhandenen Ikkimel-Soundkosmos ein. Fotze ist ein Manifest der Grundhaltung, die Ikkimel von Beginn an vertritt. Und ein Kommentar auf die plötzlich allgegenwärtigen Meinungen und vor allem jener, die Feminismus erst entdecken, wenn er unbequem wird.

HAIM – I quit

Nach längerer Stille melden sich HAIM mit einem Album zurück, das weniger Neustart als Neuverortung ist. I quit wirkt wie ein bewusster Blick zurück, ohne darin stecken zu bleiben. Vergangene Erfahrungen schwingen noch mit, ihr Sound bleibt bestehen. Die Songs wirken nachdenklicher, stellenweise kantiger und trotzdem unverwechselbar. Denn trotzdem bleibt das Zusammenspiel der drei Schwestern spürbar, nur unter anderen Vorzeichen. I quit lebt von dieser Verschiebung: von dem Moment, in dem man erkennt, dass Veränderung stattgefunden hat. HAIM klingen hier geerdeter und entschlossener denn je, und genau das macht das Album so überzeugend.

The Last Dinner Party – From The Pyre

The Last Dinner Party beweisen mit From The Pyre ein bemerkenswertes Gespür für Timing. Genau dann, als der Hunger ihrer Fans am größten war, erschien ihr zweites Album. Der Longplayer startet theatralisch und konsequent im Zeichen der Zerstörung, bevor er sich durch Themen wie Gewalt, Träume, Sex, Wut und brennende Transformationen bewegt. From The Pyre ist dramatisch, mutig und kompromisslos inszeniert. Dass sich The Last Dinner Party vor nichts und niemandem verstecken, wird hier endgültig klar und macht dieses Album zu einem ihrer stärksten Statements bisher.

Dave – The Boy Who Played The Harp

Die Dritte des britischen Rappers Dave ist eine Offenbarung. Und das nicht nur wegen der biblischen Symbolik in Titel, Artwork und Lyrics. Dave ist vom heißen Geheimtipp zum meisterlichen Geschichtenerzähler geworden, der auf The Boy Played The Harp mühelos das Rap-Genre transzendiert und transformiert. Er verknüpft Religion, Verantwortung und Heuchelei in seinem bislang komplexesten Album, das skelettartig, grandios und kontemplativ ist. Und seine ganze Karriere auf ein völlig anderes Level gehoben hat.

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